Rezension: Der Knochenraub von San Marco | Stefan Maiwald

Das zweite Abenteuer des venezianischen Spions Davide Venier


1570. Carnevale – ganz Venedig spielt verrückt! Die Stadt ist ein einziges rauschendes Fest, eine gewaltige Orgie. Doch Davide Venier hat keine Zeit für Vergnügungen. Diebe haben den Ausnahmezustand genutzt und die Knochen des Heiligen Markus aus dem Dom entwendet – Venedigs Daseinsberechtigung! Bevor der Fall publik wird, muss Davide die Reliquie wiederbeschaffen. Schnell stellt sich heraus: Eine fremde Macht will der Serenissima schaden. Doch wer unter den vielen Feinden Venedigs ist es? Die Genueser? Die Osmanen? Etwa der Papst persönlich? [© Text und Cover: dtv Verlag]

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„Der Spion des Dogen" war der Auftakt einer Romanreihe, die im Venedig des 16. Jahrhundert spielt. Der erste Teil war gut in die Historie eingebettet und hat mich mit einem flotten Plot überzeugt. „Der Knochenraub von San Marco" ist das zweite Buch mit Davide Venier, dem Mann für Sonderaufgaben im Auftrag des Kanzlers von Venedig. 

Davide soll ermitteln, wer die Überreste des Heiligen Markus gestohlen hat und sie möglichst wiederbeschaffen, bevor der Verlust bekannt wird. Die Reliquien haben zu dieser Zeit eine große Bedeutung und man befürchtet politische Instabilität, wenn bekannt wird, dass sie weg sind. Bald schon treffen Nachrichten über Diebstähle religiöser Artefakte auch aus anderen Städten ein. Davide bekommt den Auftrag, sich dort umzusehen, um Hinweise auf die Täter und auf Zusammenhänge zu dem Raub in Venedig zu finden. Mit seinem tapferen Diener Hasan macht er sich auf den Weg.




Die Reise führt die beiden von Venedig über Padua, Augsburg und Köln bis nach Paris. Hier liegen die Stärken des Romans: die Beschreibungen der Örtlichkeiten, der Paläste und Gotteshäuser sind so intensiv, dass ich mir fast so vorkomme, als wäre ich selbst dort. Stefan Maiwald vermittelt auch ein gutes Bild der politischen und religiösen Situation im Europa des 16. Jahrhunderts. Ob der drohende Krieg gegen die Osmanen, Einblicke in das Herrscherhaus in Frankreich oder die Lage der katholischen und protestantischen Kirchen, die historischen Gegebenheiten wirken sehr authentisch.

Leider bleibt dabei die eigentliche Handlung auf der Strecke. Die Ermittlungen zu den verschwundenen Reliquien gehen gar nicht voran. Der Plot erfährt keinerlei Wendungen und nimmt erst sehr spät Fahrt auf. Gerade im Vergleich zu dem spannenden ersten Buch ist das enttäuschend.

„Und er war den Reliquienräubern noch keinen Schritt näher gekommen, obwohl er viele Hundert Meilen durch Europa geritten war." (S. 309)

Wie schon bei „Der Spion des Dogen" schreibt Stefan Maiwald sehr flüssig. Das trägt dazu bei, dass die Beschreibungen sehr lebendig wirken. Den ersten Teil muss man nicht unbedingt gelesen haben, denn der Plot setzt nicht daran an und es gibt kurze Erläuterungen, wo es notwendig ist. Ich würde ihn aber nicht auslassen, der lohnt sich nämlich wirklich.







       

Persönliches Fazit

„Der Knochenraub von San Marco" punktet beim Lesefluss und bei den Beschreibungen der historischen Gegebenheiten. Im Vergleich zum spannenden Vorgänger enttäuscht mich aber die dünne Handlung, die viel zu lange stillsteht.

© Rezension: 2018, Marcus Kufner


Der Knochenraub von San Marco | Stefan Maiwald | dtv Verlag
2017, broschiert, 416 Seiten, ISBN: 9783423261715

[marcus]

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