Rezension: Und plötzlich schreibt das Meer zurück | Alex Shearer

So traurig, so amüsant, so schön!


Toms Vater wird seit einem Jahr auf See vermisst. Er war Seemann, und auch Tom fühlt sich zum weiten Ozean mit seinen vielen Geheimnissen hingezogen. Als er einen besonderen Song im Radio hört, beschließt er, eine Flaschenpost zu schreiben und sie ins Meer zu werfen. Er erwartet nicht, jemals eine Antwort zu bekommen. Trotzdem schreibt er weitere Nachrichten, um sie in den Gezeitenstrom zu werfen und die Wellen nach einer Antwort abzusuchen. Und dann, eines Tages, findet er tatsächlich eine Flaschenpost, mit einem Brief, der offenbar von einem Geist am Meeresgrund geschrieben wurde. Der mysteriöse Briefschreiber behauptet, dass Toms Vater noch lebt. Doch wo ist er dann? Eine wunderschöne und humorvoll geschriebene Geschichte über Trauer, Hoffnung und Wunder. [© Text und Cover: Knesebeck Verlag]

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Hin und wieder gibt es Bücher, bei denen man vom Umschlag auf einen ganz anderen Inhalt schließt. Bei diesem passt das aber außergewöhnlich gut zusammen. Ein sehr stimmungsvolles Jugendbuch, das sich hauptsächlich ums Meer dreht, und um Geheimnisse, die ihm auch heute noch zugeschrieben werden.

Tom lebt zwar mit seiner Mutter und seiner Schwester zusammen, ist aber trotzdem ein ziemlich einsamer Junge. Nachdem sein Vater nicht mehr nach Hause kam, ist das Leben in der Familie verständlicherweise nicht mehr so, wie es einmal war. Wie große Schwestern nun mal so sind, hat Marie meist keine Lust, sich mit ihrem kleinen Bruder und seinen Ideen zu beschäftigen. Und so wird das Flaschenpostschreiben ein Ventil für Tom, um seine Ängste und Hoffnungen loszuwerden. Seine Briefe sind sehr drollig aber zugleich auch traurig. Es ist einfach schön, sie mitzulesen.

Das Härteste für Tom ist es, auf Antworten zu warten. Kommt da überhaupt etwas? Wie wahrscheinlich ist es, dass jemand seine Flaschen findet? Noch unwahrscheinlicher ist, dass ihn eine Antwort über das Meer erreicht. Und doch hält er jeden Tag Ausschau nach etwas Glänzendem in den Wellen.

„Weitere lange Tage vergingen. In dem Wunsch, vernünftig zu sein, wurde Tom immer unvernünftiger, und beim Versuch, geduldig zu bleiben, ließ seine Geduld immer weiter nach. Während er sich ermahnte, nichts zu erwarten, erwartete er ständig, dass plötzlich eine auf dem Wasser schaukelnde Flasche auftauchen würde, eine Antwort." (S. 51)
Umso aufregender für ihn, als er tatsächlich eine Nachricht aus dem Meer fischt. Die ist äußerst mysteriös und auch etwas unheimlich. Kann diese Botschaft wirklich echt sein? Spielt ihm vielleicht jemand damit einen Streich? Wer wäre denn so gemein?




Der Text des Buchs ist quasi in Toms Sprache verfasst. Durch diesen kindlichen Ton kann ich mich gut in seine Lage versetzen und seine Emotionen mitfühlen. Seine Fantasie lässt die Grenzen der Vernunft nur allzu gerne hinter sich und hilft ihm, an Dinge zu glauben, die eigentlich nicht sein können. Eine bewundernswerte Eigenschaft!

Persönliches Fazit

Toms Flaschenpostbriefe sind mal traurig und mal amüsant, aber auch die Antworten sind herrlich formuliert. „Und plötzlich schreibt das Meer zurück" ist ein Buch, das Mut macht, auch wenn die Zeiten schwierig und trostlos sind. Ein schöner Text nicht nur für junge Träumer.

© Rezension: 2017, Marcus Kufner

Und plötzlich schreibt das Meer zurück | Alex Shearer | Knesebeck Verlag
2017, gebunden, 192 Seiten, ISBN: 9783957280428
Aus dem Englischen von Gundula Müller-Wallraf
Ab 12 Jahre

[marcus]

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