Vor drei Wochen habe ich meine Kolumne an dieser Stelle kurzerhand umbenannt, nämlich von "Aufgelesen" auf
"Zurückgehört". Dabei habe ich die Ohren auf das Jahr 2016 zurückgerichtet und meine erlauschten Lieblingsgeschichten aus diesem Zeitraum vorgestellt. Für den Moment allerdings, habe ich mich spontant dazu entschlossen, den aktuellen Temperaturen Rechnung zu tragen und das Hörbuch zu "Winter People" von Jennifer McMahon zu beginnen, das die längste Zeit schon in meinem Regal lauerte. Aber genug geplaudert, um euch nicht weiter auf die Folter zu spannen, hier sind jene fünf Titel, die mich am wirkungsvollsten die Zeit um mich herum vergessen ließen und das Spektrum meiner Gefühle ausgelotet haben:
Meine Top 5 des Jahres 2016
5. Paul Cleave: Zerschnitten
Der neuseeländische Autor ist für sarkastisch servierte Grausamkeiten in seinen Romanen bekannt. Hier lernen wir ihn von einer anderen Seite kennen, ein Verdienst, das womöglich seiner Freundschaft mit Wulf Dorn zuzuschreiben ist. Natürlich mordet sich wieder ein Serienkiller durch die Stadt, die Tathergänge sind den Geschichten des Krimiautors Henry Cutter nachempfunden. Dieser gesteht in regelmäßigen Abständen freimütig die Taten, doch seit Ausbruch seiner Alzheimererkrankung ist seinen Worten nicht mehr zu trauen. Anhand eines Tagebuchs ringt er um seine geistige Gesundheit, versucht, die Wirklichkeit von der Fiktion seiner Romane zu unterscheiden. Dabei fördert er in seiner eigenen Biographie Ereignisse zutage, die sein mühsam erarbeitetes Selbstbild wieder erschüttern. Von Paul Cleaves Stammsprecher Martin Keßler vorgetragen, wird die Geschichte zu einem Erlebnis, das für mich alle bisherigen des Autors überbietet.
4. Michael Robotham: Der Schlafmacher
Meine Eröffnung des vergangenen Hörbuchjahres wurde von einem Titel eines meiner Lieblingsautoren begangen. Von allen Argumenten, die uns die immer nächste Ausgabe einer Serie genießen lassen, ist die Vertrautheit mit den Figuren die charmanteste. Irgendwann verhält sich die eigentliche Geschichte wie ein Christbaum, der dem bunten Schmuck einen würdigen Platz bietet. Der Schmuck, das sind in dem Fall die Reaktionen der einzelnen Figuren auf neue Situationen, der rauhbeinige Vincent Ruiz, den man zum besten Freund haben möchte, der raffinierte Joe O'Loughlin, der seinem Gegenüber, zunächst von diesem unterschätzt, einen entlarvenden Spiegel vorhält. Michael Robotham achtet sorgfältig darauf, neben den Figuren auch seine Geschichte brillieren zu lassen und schließt diese mit einem emotionalen Höhepunkt ab, der mich auch jetzt aus der Distanz noch zum Kopfschütteln bringt. (>>
Rezension)
3. Andreas Gruber: Todesmärchen
Der Erfolg von (Roman-)Serien ist offensichtlich zu einem großen Teil auf das Gefühl, einer vertrauten Figur wiederzubegegnen, zurückzuführen. In jedem Teil mißt man ihre Entwicklung an der Vergangenheit, erlebt die bekannte Persönlichkeit sich an neuen Herausforderungen offenbaren. Genauso verhält es sich auch mit dem gutherzigen Misanthropen Maarten S. Sneijder, der in der Heimat seines Autors wohl am ehesten als "Grantscheam" bezeichnet würde. Das Konzept ist bewährt, einzelne über den Kontinent verstreute Mordfälle ergänzen sich zu einem grausamen Masterplan, und das Gespür des Autors für die Entwicklung seines Plots führt beim Leser / Hörer zu bekannten Symptomen von Suchtverhalten. Ja, das Etikett "persönlichster Fall" ist überstrapaziert, doch diesmal ist der niederländische Profiler in einer Weise befangen, die Schaudern verursacht und in eine Auflösung mündet, die zum Kontrollverlust der Physiognomie führt. (>>
Rezension)
2. Andreas Pflüger: Endgültig
Der Autor konfrontiert uns mit einer blinden Profilerin, die den Ausfall eines Sinnes auf beinahe übermenschliche Weise kompensiert. In meiner
Rezension habe ich sie daher mit einer Comicfigur verglichen. Das Hörbuch hat sich tiefer in mein Gedächtnis gegraben als manch andere Titel. Vielleicht ist es die ungewöhnliche, knallharte Hauptfigur, vielleicht das umfangreiche Wissen des Autors über polizeiliche Vorgänge, vielleicht sein Stil, nüchterne Informationen mit Gedankensplittern und Aufzählungen aufzulockern. Ganz bestimmt ist es jedoch ein Vergnügen, der Sprecherin zu lauschen. Ihre leicht dialektal gefärbte Sprache, die Wörter ineinander fließen läßt, mag zu Beginn irritieren, erweist sich jedoch als Markenzeichen, das den Charakter der Hauptfigur prägt.
1. Clare North: Touch. Dein Leben gehört mir.
Im Jahr hat mich das unbekannte "Extinction" zuerst überrascht und dann tief bewegt. 2016 übernahm nun "Touch" diese Aufgabe. Er hat mein Jahr abgerundet, bereichert, ein bis dahin nur diffuses Bedürfnis gestillt. Durch Hautkontakt können sogenannte Geister von einem Körper in den nächsten wechseln und das Leben der betreffenden Person übernehmen. Deren Bewußtsein ist ruhend gestellt, sodaß danach eine Erinnerungslücke für die betreffende Zeit verbleibt. Eine geheime Organisation hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Geister zur Strecke zu bringen. Das mag nach mystisch angehauchtem Verschwörungsreißer klingen, erweist sich aber als einfühlsam komponierter Roman, der wie eine Pflanze nach und nach seine sprachlichen Blüten entfaltet. Die Autorin (der ich seither verfallen bin) stellt selbstverständliche Begriffe wie Identität und Geschlecht infrage und postuliert die Liebe als eine zeitenüberdauernde Kraft, die zwischen Menschen wirkt. Wer sind wir, was sind wir, wenn wir nicht an einen bestimmten Körper gebunden sind? Wie würden wir unser(e) Leben verbringen, wenn uns die Ewigkeit offenstünde? Und für ein solches Buch kann es wohl keinen geeigneteren Sprecher als Stefan Kaminski geben, der so mühelos in die Rollen seiner Figuren schlüpft wie der Protagonist / die Protagonistin des Romans.
So, liebe Leserinnen, liebe Leser, nun seid ihr an der Reihe:
Welches Hörbuch / Buch hat euch im letzten Jahr besonders gefallen, was könnt ihr mir empfehlen?
Eure Ideen sollen natürlich belohnt werden. Jeder Kommentar mit einem Hörbuchtipp nimmt an der Verlosung folgender Hörbücher teil. Bitte teilt uns unbedingt in euren Kommentaren mit, welches dieser 5 folgenden Hörbücher ihr gewinnen möchtet.
Mitmachen könnt ihr bis einschließlich Dienstag, den 14.02.2017 um 23.59 Uhr. Die GewinnerInnen werden dann im Laufe der Woche hier in diesem Beitrag bekannt gegeben.
*** GEWINNSPIEL IST BEENDET ***
Wir danken euch für eure Teilnahme und wir haben nun auch ausgelost. Die glücklichen Gewinner wurden jeweils bei dem Hörbuch genannt zusammen mit einem Screenshot des jeweiligen Kommentars. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!
Bitte sendet uns eine Email mit eurer Adresse an buecherkaffee@yahoo.de, damit die Gewinne schnell auf die Reise zu euch gehen können.
Arno Strobel: Tiefe Narbe
Gewonnen hat:
Beschreibung: Max Bischoff ist der Neue bei der Mordkommission in Düsseldorf. Er ist jung und schwört auf moderne Ermittlungsmethoden, was nicht immer auf Gegenliebe bei den Kollegen stößt. Sein erster Fall hat es in sich: Auf der Wache taucht ein stark verwirrter Mann auf, von oben bis unten in Blut getränkt. Die letzten 48 Stunden sind aus seinem Gedächtnis gelöscht. Das Blut auf seiner Kleidung stammt von einer Frau, die vor Jahren spurlos verschwand. Was weiß er über ihr Verschwinden? Ist er Täter oder Opfer? Max hat einen Verdacht, aber keine Beweise - bis ein Mord geschieht und er einen entscheidenden Fehler macht …
Andreas Gruber: Todesfrist
Gewonnen hat:
Beschreibung: Kurz vor Beginn ihres Nachtdienstes nimmt der Abend für die Münchner Kriminalkommissarin Sabine Nemez eine schreckliche Wendung: Ihr Vater paßt sie ab und berichtet unter Tränen, daß ihre Mutter seit zwei Tagen verschwunden ist. Entführt! Für Sabine werden die nächsten Stunden zum Albtraum – doch sie gibt nicht auf und beginnt zu ermitteln. Zusammen mit dem Wiesbadener BKA-Beamten Maarten S. Sneijder heftet sie sich an die Fersen des Entführers.
Fiona Barton: Die Witwe
Gewonnen hat:
Beschreibung: Als Bella Elliot 2006 aus dem Vorgarten ihrer Mutter verschwindet, ist ganz England in Aufruhr. Wie kann ein zwei Jahre altes Mädchen in einer beschaulichen Kleinstadt einfach verloren gehen? Detective Bob Sparkes ist ratlos. Aber dann kommt er dem Lieferkurier Glen Taylor auf die Spur. Dessen Frau Jean fällt aus allen Wolken – Glen war doch ihr Held! Auch wenn er in seinem Zimmerchen nächtelang vor dem Computer saß, um zu chatten. Seinen »kleinen Unsinn« zu machen.
Vier Jahre nach Bellas Verschwinden wird Glen von einem Bus erfasst und stirbt. Detective Bob Sparkes lässt der Fall nicht los. Er will endlich herausfinden, wo Bellas Leiche liegt. Aber Jean schweigt. Ist sie wirklich die untröstliche Witwe, für die sie alle halten?
Jules Verne: In 80 Tagen um die Welt
Gewonnen hat:
Beschreibung: In vier Stunden um die ganze Welt! Das Hörbuch von Jules Vernes Meisterwerk „In 80 Tagen um die Welt“ als stimmungsvolle Lesung mit eigens komponierter Musik. So können junge und alte Abenteurer bequem auf eine der aufregendsten Reisen aller Zeiten gehen und beim Wettlauf um die Welt ganz nah dabei sein.