Romeo und Julia, Kleopatra und Mark Anton, Napoleon und Josephine, sie alle waren schon Figuren in dem jahrtausendealten Spiel von Liebe und Tod. Die Regeln sind einfach. Verlieben sich die Paare vor dem ausgewürfelten Termin, hat die Liebe gewonnen, trennen sie sich, triumphiert der Tod und einer der Liebenden muss sterben.
Immer wieder steht Henry vor der Tür des Jazzclubs, in dem Flora allabendlich singt. Er ist hingerissen von der schönen jungen Frau, ihrer Stimme und ihrer Musik. Flora dagegen versucht lange, sich gegen ihre Gefühle zu wehren. Ihre Haut ist schwarz und eine Beziehung mit einem weißen jungen Mann ist im Seattle des Jahres 1937 völlig ausgeschlossen.
Was Flora und Henry nicht wissen: Sie sind nur Figuren in einem uralten Spiel, in dem die Liebe selbst und ihr alter Widersacher Tod menschliche Gestalt angenommen haben. Und beide nutzen all ihre manipulativen Fähigkeiten, um zu gewinnen. [© Text und Cover:
Loewe Verlag]
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Die Geschichte von Flora und Henry wäre auch ohne das Auftreten von Liebe und Tod interessant und bewegend. In den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts war die Gesellschaft zwischen schwarz und weiß noch weit mehr getrennt als heute. Eine Vermischung, besonders in der Öffentlichkeit, wurde verpönt. Die schwarze Bevölkerung wurde stark diskriminiert und oftmals ausgeschlossen.
Die Liebe ist stark zwischen den beiden, und Henry ist bereit, alles für Flora aufzugeben. Seit dem Tod seiner Eltern lebt er als Ziehsohn bei einer befreundeten Familie. Sein Studienplatz ist gesichert und eine Karriere beim Zeitungsverlag des Pflegevaters ist fest eingeplant. Der führt die Firma wie auch die Familie mit strenger Hand. Allein dass Henry Musik macht wird schon als unnötige Zeitverschwendung angesehen. Dass er sich in Jazzclubs herumtreibt kann ihm richtig Ärger bereiten, dass er sich mit einem schwarzen Mädchen einlassen will, ist allerdings völlig undenkbar. In diesen Kreisen folgt man nicht seinem Herzen, sondern man macht das „Richtige".
Flora zweifelt daran, dass eine Beziehung mit Henry eine Zukunft hat. Sie ahnt die Schwierigkeiten, die auf sie zukommen würden und kämpft gegen ihre Gefühle an. Hier kommen Liebe und Tod ins Spiel: sie können sich personifizieren und versuchen Flora und Henry zu beeinflussen, natürlich mit gegensätzlichen Zielen. Hier wurde es für mich etwas holprig. Liebe und Tod werden zu James und Helen, dabei musste ich mir immer mal wieder bewusst machen, dass die eben nicht sie selbst sind. Als Freund oder Cousine sind sie nämlich auch sehr glaubhaft dargestellt.
Das Konzept, die Liebesgeschichte in ein geplantes Spiel von Liebe und Tod zu verpacken, ließe sich auch in ein tiefphilosophisches Werk umsetzen. Ganz so weit geht Martha Brockenbrough in ihrem Jugendbuch nicht, vermisst habe ich in diese Richtung allerdings nichts. Somit ist „Das Spiel von Liebe und Tod" nicht nur für Jugendliche ab 14 Jahren, sondern auch für Erwachsene lesenswert.
Persönliches Fazit
Eine emotionale Reise zurück in die dreißiger Jahre. Kann die Liebe, die nicht sein darf, bestehen, sogar unter dem Einfluss von Liebe und Tod? Ein Konzept, das funktioniert, und das Jugendliche aber auch Erwachsene emotional abholt und mitfiebern lässt.
© Rezension: 2016, Marcus Kufner