Rezension: WOLFSNÄCHTE | WILLIAM GIRALDI


Es herrscht bittere Kälte in Keelut, Alaska. Doch ist das der einzige Grund, warum Wölfe plötzlich Kinder anfallen? Wolf-Forscher Russel Core soll das herausfinden und stößt auf einen unerklärlichen Mord. Ein rasanter Thriller, der von einer faszinierenden Landschaft, einer dunklen Liebesgeschichte und einem geheimnisvollen Fluch erzählt. [© Text und Cover: Hoffmann und Campe Verlag]

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Ein Ort am Ende der Welt, Temperaturen bei minus dreißig Grad. Eine unwirtliche und kaum besiedelte Gegend. So ungewöhnlich die Umgebung ist, so seltsam sind auch ihre Bewohner. Die meisten sind Abkömmlinge von Eskimo-Volksgruppen und halten innerhalb ihrer Dorfgemeinschaft zusammen, egal was da kommt. Der Glaube an Naturgeister ist noch greifbar, damit kommt auch den Wölfen eine besondere Stellung zu. Wurden die drei vermissten Kinder tatsächlich von hungrigen Wölfen geholt?

Bailey zumindest nicht. Als der Wolfsexperte Core den Jungen tot im Keller seines Elternhauses findet, ist dessen Mutter verschwunden. Sein Vater ist Soldat und kehrt aus dem Irak zurück, als er von den Vorkommnissen erfährt. In vereinzelten Rückblenden wird von grausamen Einzelheiten des Krieges berichtet. Hier wird schon klar, dass er diese psychologische Belastung nicht verarbeitet hat.

Als die Polizei die Ermittlungen im Fall des toten Kindes aufnimmt, beginnt ein actionreicher und sehr blutiger Trip. WOLFSNÄCHTE ist hart. Wer das nicht mag, sollte das Buch besser nicht lesen.

Die Dramaturgie spitzt sich im Laufe der Geschichte immer weiter zu in diesem mystischen Umfeld voller Legenden. Immer mehr entfernen sich die Einwohner von zivilisiertem Verhalten, haben eher Ähnlichkeit mit einem Wolfsrudel. Entwickelt sich der Mensch in dieser Umgebung zurück zum Tier? Oder bleibt er in dieser besonderen Symbiose von vorn herein ein Teil der Natur? Wie Wölfe – ohne Moral, dem Instinkt folgend? Ist das ein in der Natur angesiedeltes Verhalten oder doch das wahre Böse?

PERSÖNLICHES FAZIT

William Giraldi ist ein packender Thriller mit einer besonderen Atmosphäre gelungen. Die skurrilen Charaktere verhalten sich scheinbar wie Wölfe und kommen mir teils wie Monster vor. „Wolfsnächte" ist hart und blutig, nichts für schwache Mägen. Ich fand es aber auch wegen der ungewöhnlichen, wenn auch unangenehmen Geschichte und aufgrund des literarischen Schreibstils stark.


© Rezension: 2016, Marcus Kufner


Wolfsnächte | William Giraldi | Hoffmann und Campe Verlag

Aus dem amerikanischen Englisch von Nicolai von Schweder-Schreiner
27.02.2016, broschiert, 224 Seiten, ISBN: 9783455405385

[marcus]

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