Rezension: ATLAS DER UNENTDECKTEN LÄNDER | DENNIS GASTMANN


Nach Marco Polo, Kolumbus und Vasco da Gama geht der nächste große Entdecker auf Reisen. Dennis Gastmann erkundet die letzten unentdeckten Länder dieser Welt: Akhzivland, Karakalpakstan, R'as al-Chaima – magische Orte, fern, unbekannt oder vergessen. So steuert Gastmann an Bord eines Seelenverkäufers auf Pitcairn zu, einen Felsen in der Südsee, auf dem die Nachfahren der Meuterer von der Bounty leben. Sie bitten ihn, für immer zu bleiben – es fehlt an jungen Leuten. Er wandert durch die tausendjährige Mönchsrepublik auf dem Berg Athos, in der Touristen unerwünscht sind, Frauen ein Skandal – die bärtigen heiligen Männer wollen unter sich bleiben. Gastmann taucht mit einem Rudel Haie in Palau, der weltweit ersten Haischutzzone, und sucht nach Liebe in Transnistrien, einem Mafiastaat, der Besuchern rät: «Fahren Sie lieber nach Spanien!» Er gerät in Wüstenstürme, strandet tagelang in einem Flughafenterminal und wird zum letzten Kaiser von Ladonien gekrönt ... [© Text und Cover: Rowohlt Berlin Verlag]

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[mk] Ich reise auch hin und wieder gerne in ferne Länder, und ich verfolge auch über die Nachrichten die Ereignisse auf unserem Planeten, aber Dennis Gastmann gelingt es trotzdem mich in Erstaunen zu versetzen. Von Ländern wie Transnistrien hatte ich tatsächlich noch nie gehört, obwohl es gar nicht so weit weg liegt. Er erzählt zwar auch von einigen kleinen, nicht ganz ernst zu nehmenden Orten wie beispielsweise das Dorf Seborga, das sich nicht zu Italien zählt und immerhin auch einen Grenzposten hat. Er bringt den Fokus aber auch auf Länder, die im Schatten der Aufmerksamkeit liegen.

Dennis Gastmann bringt seinen Lesern das Erlebte sehr nah.


Gastmanns Berichte halten sich nicht lange mit Fakten über die besuchten Länder auf, hauptsächlich erzählt er von seinen persönlichen Erfahrungen, die er dort gemacht hat. Und von den teils recht skurrilen Menschen, denen er dort begegnet ist. Da kommt es mir oft so vor, als wäre ich mit dabei, er bringt mir das Erlebte sehr nah. Er schreibt in einer lockeren Art mit einer angenehmen Prise Humor. Das macht die Texte sehr unterhaltsam.

Wer bei diesem Atlas Fotos und Karten erwartet, wird enttäuscht sein. Davon ist im Buch nichts zu finden. Ich habe ganz gern Landkarten vor mir, damit ich weiß, wo genau ich gerade bin. Das ist mit Hilfe des Internets natürlich kein Problem, hier finde ich mit ein paar Klicks Bilder, Karten und noch mehr Informationen zu den Zielen. Hin und wieder bin ich dann verblüfft, dass es das im Buch beschriebene Land wirklich gibt.

Hartnäckigkeit und Geduld sind wohl gefragt, wenn man eine Einreisegenehmigung für Länder wie Usbekistan beantragt. Da ist viel Bürokratie zu bewältigen. Das ist jedoch notwendig, wenn man die autonome Republik Karakalpakstan am Aralsee besuchen möchte. Wobei von dem See nur noch zehn Prozent übrig sind. Vermutlich durch die Verwendung der Zuflüsse für die Bewässerung von Baumwollfeldern ist der See in den sechziger Jahren geschrumpft. Jetzt ist die Fischindustrie erledigt und Schiffswracks liegen im Sand. Ein gespenstisches Mahnmal dafür, dass wir mit der Erde doch vorsichtiger und nachhaltiger umgehen sollten.

PERSÖNLICHES FAZIT

Karten und Fotos der kuriosen Ziele gibt es in diesem Buch leider nicht, der Fokus liegt auf Dennis Gastmanns persönlichen Reiseerlebnissen. Locker und mit Humor bringt er uns damit Länder näher, von denen ich größtenteils noch nie gehört hatte. Eine unterhaltsame Reise, die mich immer wieder in Erstaunen versetzt hat.

© Rezension: 2016, Marcus Kufner


Atlas der unentdeckten Länder | Dennis Gastmann | Rowohlt Berlin Verlag

15.04.2016, gebunden, 288 Seiten, ISBN: 9783871348259

[marcus]

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