»Immer schön locker bleiben«, empfiehlt Ilaria Costa ihrer Tochter, als sie erfährt, dass Camilla eine Affäre mit einem verheirateten Mann hat. In Italien eine alltägliche Sache. Obwohl Camilla eigentlich nicht in die Rolle der Gespielin auf Zeit passt, lässt sie sich, kaum dass sie ihren Job bei einer renommierten Vicentiner Werbeagentur angetreten hat, auf eine prickelnde Liaison mit ihrem Chef ein. Ein Rausch, der jäh endet, als dieser sie schnöde abhalftert. Camilla kennt die Spielregeln, verwindet die massive Kränkung – vermeintlich. Jahre später, sie ist längst glücklich verheiratet, holt die Geschichte sie wieder ein. Und urplötzlich springt sie der Verdacht an, Gianni, ihr geliebter Mann, könnte das übliche Spiel ebenfalls betreiben …
[© Text- & Bildmaterial: btb Verlag]
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[sk] Brigitte Beil widmet sich in ihrem Buch „So friedlich, das Meer" auf charmante, federleichte, manchmal aber auch eher tiefsinnige Art und Weise dem Thema Eifersucht. Dabei nimmt sie den Leser mit in Camillas Welt, die Jahre später von einer schweren und nie ganz überwundenen seelischen Verletzung am Ende einer heißen Affäre mit einem Macho, wie er im Buche steht, wieder eingeholt wird und mit ihrer dadurch entfachten Eifersucht ihr späteres (Ehe)Leben ganz schwer ins Wanken bringt. Eingeteilt ist das Buch in zwei große Abschnitte – zunächst erzählt die Autorin im ersten Teil von der jungen Camilla und der brisanten Affäre mit einem verheirateten Mann. Im zweiten Teil des Romans erfährt der Leser, wie tief diese Liebschaft Camilla geprägt hat und wie sie nun von ihrer Eifersucht auf ihren Mann geprägt wird und dadurch nahezu ihre Ehe zerstört.
Der Schreibstil der Autorin lässt sich wunderbar leicht und flüssig lesen, sodass die Seiten nur so dahinfliegen und man völlig in der Geschichte versinken kann. Schade war dabei, dass die Autorin zeitweise Fremdwörter verwendete, deren Bedeutung mir teilweise nicht gleich bekannt war und dadurch mein Lesefluss zeitweise gestört wurde. Die Wörter passten nicht zu ihrem sonst so locker leichten und linearen Schreibstil und ebenso wenig zum Inhalt der Geschichte.
Besonderes Augenmerk legt die Autorin in ihrer Geschichte auf die Charaktere, besonders dabei auf die Protagonistin Camilla. Mit sehr viel Liebe zum Detail und dadurch auch sehr authentisch geht sie auf die Seelen- und Gefühlswelt von Camilla ein. Hierdurch konnte ich mich sehr gut in Camillas Situation hineinversetzen, was nicht bedeutet, dass ich ihr Handeln und Denken stets nachvollziehen konnte. Nein, ich erwischte mich häufiger dabei, dass ich Camilla gern wachgerüttelt hätte bzw. beim Lesen nur sehr ungläubig mit dem Kopfschütteln konnte. Die Geschichte von Camilla wird aus der Erzählperspektive dargestellt. Ein Perspektivenwechsel in die Ich-Perspektive hätte mir hier wahrscheinlich wesentlich besser gefallen und hätte Camillas Situation und ihre innere Zerrissenheit für mich noch viel authentischer wirken lassen. Ich wäre so noch näher an der Geschichte dran gewesen. Interessiert hätte mich zudem auch die Gefühlswelt ihres Ehemannes Gianni. Hier hätte die Autorin in meinen Augen durchaus noch präziser werden können. Für mich ging dies in der gesamten Geschichte sehr unter.
Sehr gut gefallen hat mir, wie die Autorin, den Lokalkolorit Italiens und das Flair des Landes in die Geschichte einwebt , ohne dass es aufgesetzt und gekünstelt klingt. Es wirkt alles in sich stimmig und auch die typischen Gepflogenheiten des Landes werden dem Leser auf leicht und humorvolle Weise näher gebracht. Teilweise hatte ich sogar das Gefühl, ich säße mit der Familie an einem Tisch. Italien war für mich immer schon ein Land mit einem ganz besonderen Reiz. Durch den Roman ist meine Neugier darauf, dieses italienische Flair einmal hautnah zu erleben, noch mehr angewachsen. Es war wie eine kleine Reise in den warmen Süden Italiens – wunderbar!
Bei dem Ende des Romans bin ich allerdings sehr zwiegespalten. Die Autorin lässt den Leser in einem wahren Strudel aus Gedanken und Gefühlen zurück, da sie im Finale noch einmal richtig das Kopfkino des Lesers auf Hochtouren bringt. Eigentlich mag ich solche offenen Enden mit Knallern am Ende so gar nicht, außer das Buch ist Teil einer Reihe. Doch dies ist hier nicht der Fall und so war ich im ersten Moment sehr enttäuscht und ich dachte zuerst: „Wie? Das war's jetzt?? Das kann doch nicht sein..." Andererseits bewirkte dies bei mir auch, dass ich mich nach dem Lesen noch gedanklich noch eine ganze Weile mit dem Buch beschäftigt habe – ich hatte dunkle Vorahnungen, zahlreiche Befürchtungen und jede Menge Hirngespinste.
PERSÖNLICHES FAZIT
„So friedlich, das Meer" ist ein locker leichter und sehr humorvoller Roman über eine Frau, die eine tiefe seelische Verletzung nie ganz überwunden hat und Jahre später von diesen Gefühlen wieder eingeholt, überrollt und ihr (Ehe)Leben dadurch nahezu vollkommen zerstört wird. Garniert wird dies mit einem wunderbaren, zum Träumen einladenden Lokalkolorit Italiens. Insgesamt ist dieser Roman trotz seiner Schwächen unterhaltsam geschrieben und für jeden geeignet, der gern mal dem tristen Alltag entfliehen und ins italienische Flair abtauchen will!
© Rezension: 2016, Sandra Krause