Die Sache mit dem Dezember | Donal Ryan

John »Johnsey« Cunliffes Gedanken sprudeln wie ein Wasserstrahl in seinem Kopf herum und wollen sich nicht zu Wörtern und Sätzen bändigen lassen. Deshalb sagt er meistens nichts. Er schweigt ...

In einer Kleinstadt in Irland soll die Investition eines riesigen Konzerns alle Bewohner zu Millionären machen. Wenn da nicht Johnsey Cunliffe wäre, der seltsame und stille Johnsey, der kaum je ein Wort sagt. Die Farm seiner kürzlich verstorbenen Eltern ist das Kernstück des geplanten Bauprojekts. Gerade als sich ihm das Glück zuwendet, wird Johnsey von allen Seiten unter Druck gesetzt. Er soll verkaufen. Doch genau das will er nicht. (© Text und Bild: Diogenes Verlag)


Ein Jahr im Leben von Johnsey. Das entscheidende Jahr. Johnsey, seit Kindheitstagen als Spastiker und Trottel gehänselt. Johnsey, der tatsächlich geistig ein wenig minderbemittelt ist und daher in seiner eigenen Welt lebt, er redet nicht viel – und wir als Leser bekommen daher seine Gedanken mit, die er nicht zu artikulieren weiß, aber die ihn nicht ganz so dumm erscheinen lassen, wie er wirkt.
Er erbt nach dem Tod beider Elternteile den Hof und das Land, hat während der Finanzkrise, die Irland erschüttert, zusätzlich noch einen Aushilfsjob in einem Supermarkt – er gilt als reich. Er will das Land nicht verkaufen – nicht, weil er egoistisch ist, sondern, weil er einfach nicht versteht, worum es geht, weil der Besitz schließlich seinen Eltern gehört, nicht ihm.
In diesen Zeiten ist er den Hassgefühlen seiner Mitbürger ausgeliefert, er wird brutal zusammen geschlagen und verbringt mehrere Wochen in einem Krankenhaus, wo er Freundschaft schließt mit Nuschel-Dave und sich in die Krankenschwester Siobhan verliebt. Doch während seines Aufenthalts in dem Krankenhaus dreht sich die Welt weiter – und die Gemeinde beschließt den Verkauf von Land zugunsten von neuen Bürokomplexen, zugunsten von neuen Jobs, um der Finanzkrise zu entkommen. Doch das Kernstück dieses Projekts ist Johnseys Land – und Johnsey will nicht verkaufen. Fortan gilt er als Geizkragen, der seine Gemeinde nicht aus der Misere helfen will. Eine Herzjagd gegen ihn beginnt... und das Unglück nimmt seinen Lauf.

Ein erschütternder Roman über den Umgang mit unbedarften Menschen durch die Presse und unsere Gesellschaft. Das Ende gab dem Buch für mich noch mal einen anderen Sinn und erinnerte mich in der Art an das Ende des Films „Easy rider“.

© Rezension, 2015 Sebastian Herz




Die Sache mit dem Dezember - Donal Ryan - Diogenes Verlag
Aus dem Englischen von Anna-Nina Kroll
Roman, Hardcover Leinen, 272 Seiten / 015 / ISBN 978-3-257-06927-3


[sebastian]

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