»Achtet aufeinander und kommt wohlbehalten wieder nach Hause.«
Das ist die letzte Bitte, die Hannas Vater an seine beiden Töchter und seine Frau richtet, als sie Mitte 1944 an der Rampe von Auschwitz voneinander getrennt werden. Für die 15-jährige Hanna, die als begabte Pianistin kurz vor der Aufnahme ins Konservatorium stand, sind diese Worte die letzte Verbindung zu ihrem alten Leben. Das und ihre Liebe zur Musik. Und diese Liebe bietet ihr nicht nur einen inneren Zufluchtsort, sondern auch die Chance zu überleben. Wird sie doch abkommandiert, regelmäßig im Haus des Kommandanten aufzuspielen.
(© Text und Bild cbj Verlag)
Ich sehe das Cover und höre schon fast Klavierklänge, aber darüber ist Stacheldraht abgebildet. Schneidernder Stacheldraht, der sofort an den Krieg und an die fatalen Folgen des Nationalsozialismus erinnert.
Wie viele Bücher las ich schon darüber und das Entsetzen war in Zeilen, manchmal sogar in Bildern festgehalten? Viele. Aber es können nie genug sein, wie ich finde.
"Niemand wird geboren als jemand, der anderen wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft oder ihrer Religion hasst. Die Menschen müssen lernen zu hassen, und wenn sie hassen lernen können, können sie auch lieben lernen, denn Liebe empfindet das menschliche Herz viel leichter als ihr Gegenteil."(Nelson Mandela)
Dieses Zitat steht gleich am Anfang und sagt schon fast alles. Wie passend es doch ist.
Das Buch fesselt mich, obwohl ich oft am Anfang an den Film "Wunderkinder" erinnert werde. Eine Protagonistin von "Wunderkinder" heißt auch Hanna, spielt äußert talentiert Klavier und muss für einen Kommandanten spielen. Am Ende geht es um das perfekte Spiel. Ansonsten endet es für die Kinder tödlich.
Aber die Geschichte, um Hanna in dem Buch "Der Klang der Hoffnung" wandelt sich. Zuerst lebt Hanna mit ihrer Familie in einem Ghetto. Von dort werden sie herausgetrieben, schlafen draußen, werden in einen Zug verfrachtet und der Horror des Krieges greift. Hunger, Gestank, ein zutiefst menschenunwürdiges Leben. Die Deportation führt ins Konzentrationslager Auschwitz. An der Rampe dann die schon genannte Trennung und der Schrecken eines Konzentrationslager. Die Hungersnot scheint mit dem Tod in jeder Ecke zu stehen. Leid, dass unerträglich ist. Auch bei diesem Buch denke ich, wie gnadenlos die ausführenden Menschen waren. Wie konnten sie das nur tun? Es ist furchtbar solche Zeilen zu lesen und zu wissen all dies gab es einmal oder so ähnlich.
Um Hanna herum sterben die Menschen oder verfallen dem Wahnsinn und doch hat Hanna eine Stärke, die ich sehr bewundere. Auf eine besondere Art und Weise erhält sie sich ihr Leben und ihren Geist. Ihre persönliche Rettung ist die Musik.
Wie ein sanfter Wind schleichen sich Klaviertöne über das tiefe Schwarz des Lebens im Lager Auschwitz. Spielen, um zu leben. Hinzu kommt für Hanna ein Mann, den sie nicht einfach lieben dürfte. Doch Liebe geht alle Wege. Auch die Unmöglichen.
Das gefühlvolle und schonungslose Schreiben, der Autorin bringt mir die Protagonistin noch näher. Sicher wird es anderen Lesern auch so gehen.
Nur Zeilen, Bilder können die Geschichte festhalten und Menschen dazu bringen darüber nachzudenken, nichts zu vergessen. Dieses Buch ist wie ein gutes Klavierstück, wenn auch mit traurigen Noten geschrieben.
Ein sehr gelungenes Fazit steht schon am Anfang des Buches im Vorwort von Suzy Zail:
"Geschichtsbücher und Lebenserinnerungen oder eben Romane darüber zu lesen, über den Holocaust zu sprechen und zu schreiben ist der einzige Weg, um zu verhindern, dass die Geschichte sich wiederholt."
Dieses großartige Buch ist ein weiteres literarisches Werk gegen das Vergessen. Ein Roman, der bewegt, mitfühlen lässt und das Geschehene in keiner Zeile verschwinden lässt. Absolut lesenswert und ein Roman, den ich sehr gern weiterempfehlen werde.
© Rezension: 2015, Sanni Bücherwurm
Erscheinung: 13. Januar 2015
Gebunden: 288 Seiten, ISBN: 978-3570159903
Labels: ab 12 Jahren, cbt/cbj Verlag Jugendbuch, gegen das Vergessen, Jugendbuch, Rezension