Rebecca Jones
wird Anfang des letzten Jahrhunderts auf einer Farm in Wales geboren. Die
Familie ihres Vaters hat seit über tausend Jahren das Land dort bewirtschaftet.
Doch sie hat auch Gelehrte, Dichter und Übersetzer hervorgebracht. Eine
ochsenblutrote Truhe im Haus birgt alte Ausgaben, eine Fundgrube für die
wissbegierige Rebecca. Doch es sind Rebeccas Brüder, William und Gruff, die
blind zur Welt kommen, und Lewis, der im Kindesalter erblindet, denen Bildung
und Wissen zuteil werden. Ihre Behinderung führt sie aus dem Tal in eine
akademische Welt außerhalb von Wales. Rebecca und ihr Bruder Bob bleiben
zurück. Das Leben der Familie inmitten der malerischen Natur ist bescheiden und
geprägt vom Rhythmus der Natur und der Landarbeit. Bob übernimmt die Farm,
obwohl leidenschaftlicher Leser und politischer Aktivist. Rebecca arbeitet als
Näherin und wird, unverheiratet und kinderlos, zum Anker der Familie.
Angharad Price wurde in Wales in der Nähe von Caernafon geboren. Sie ist
Schriftstellerin, Kritikerin und Übersetzerin und unterrichtet Walisisch
an der Bangor University. ›Das Leben der Rebecca Jones‹ ist ihr zweiter
Roman, der bereits bei Erscheinen als erster walisischer Klassiker des
21. Jahrhunderts gerühmt wurde. Im Jahr 2012 feierte die Familie das
tausendjährige Überdauern ihres Farmerlebens im Maesglau Valley. (Text und Bild: dtv Verlag)
„Das Leben der
Rebecca Jones“ ist mit Sicherheit ein ungewöhnliches Buch. Manche würden es
vermutlich als langweilig und fade abstempeln, doch für den Leser, der sich
darauf einlässt, kann es ganz bezaubernd sein.
Angesiedelt im
Wales des frühen 20. Jahrhunderts, handelt das Buch von Entbehren, unerfüllten
Wünschen und einem, wie wir es heute sehen, schlichten und gottgläubigen Leben.
Rebecca wächst
auf dem Hof ihrer Eltern in einem abgeschiedenen öden Tal auf. Es ist ein
hartes Arbeiterleben und doch erleben sie und ihr älterer Bruder eine
glückliche, gesunde und sorgenfreie Kindheit. Ihre jüngeren Brüder kommen blind
zur Welt und werden von dem ersparten Geld der Eltern auf Schulen speziell für
blinde Kinder geschickt. Sie verlassen das Tal und erhalten als einzige
Familienmitglieder eine Ausbildung. Rebecca und ihr älterer Bruder sind somit
dafür verantwortlich den elterlichen Hof fortzuführen und bleiben daher in dem
Tal zurück. Rebecca selbst verlässt dieses ihr Leben lang nicht, bleibt
unverheiratet und kinderlos. Sie widmet ihr Leben der Familie und dem Hof,
lernt die Welt außerhalb des Tals nur durch Bücher kennen.
Beruhend auf
der wahren Geschichte der Familie Jones, erzählt Angharad Price Rebeccas Leben
von der Kindheit bis ins hohe Alter, mit den Veränderungen, die über die Zeit
Einzug in das Tal erhalten. Daneben gibt es ausführliche Naturbeschreibungen,
die das Tal direkt vor unseren Augen entstehen lassen. Somit wirkt das Buch
auch eher wie ein Tatsachenbericht als wie ein Roman. Am Ende gibt es dann noch
eine kleine Überraschung, die die Geschichte nochmal in ein anderes Licht
rückt.
„Das Leben der
Rebecca Jones“ ist definitiv kein Buch für die Masse. Aber wer ein ruhiges und
unspektakuläres, aber dennoch anspruchsvolles Buch gerne liest, ist mit „Das
Leben der Rebecca Jones“ gut beraten. Jedoch, wie bereits oben erwähnt, man
muss sich darauf einlassen können.
Alles in allem fand ich es eine willkommene
Abwechslung.
Erscheinung: Dezember 2014
ISBN: 978-3-423-28038-9
Format: Hardcover / Umfang: 176 Seiten
Kaufen: Print / eBook
Labels: Beitrag von Sebastian, dtv Verlag, Rezension, Roman