Rezension: Summer Girls | Jobien Berkouwer




[klappentext start]Die Profilerin Lot van Dijk wird aus Amsterdam in eine verschlafene Gemeinde auf dem Land versetzt. Die männlichen Kollegen nehmen die junge Frau nicht ernst, und abgesehen von ausgebrochenen Pferden gibt es für die Polizei nur selten etwas zu tun. Doch dann wird in einer Waldhütte nach einem Sturm eine Leiche gefunden. Lot sieht ihre Chance, sich zu behaupten, und erstellt ein Täterprofil. Es weist eindeutig auf einen Serienkiller hin, aber sie wird nur müde belächelt. Bis im Wald ein zweites ermordetes Mädchen gefunden wird. Denn nun liegt es an Lot, den Mörder aufzuhalten, bevor er sein nächstes Opfer findet … [© Text und Cover: Penguin Verlag][klappentext ende]

Ein Thriller mit Stärken und Schwächen

Eine Neue, frisch von der Akademie, die von ihren Kollegen nicht ernst genommen wird, ist ein ziemlich abgedroschenes Szenario. Dass der eine oder andere von ihnen Lot lieber in der Küche als im Dezernat sehen würde, entspringt einem Frauenbild, das es sicher noch gibt, aber bei mir kein großes Interesse mehr weckt. Aber so geht es Lot nun mal, selbst ihr Vorgesetzter will von ihren neuen Ideen nichts wissen. Im ländlichen Twente will man sich von dem Mädel aus der Großstadt nichts sagen lassen. Als die erste Leiche gefunden wird, sieht Lot ihre Chance, zu beweisen, was sie kann.

In den meisten Kapiteln begleiten wir Lot bei ihren Ermittlungen. Aber wir erfahren auch einiges über den Täter, von seiner Kindheit, aber auch was er aktuell erlebt. Je besser ich ihn kennenlerne, desto mehr graut es mir dabei. Die psychologische Hinführung zu seinem geistigen Zustand ist zwar nicht sehr raffiniert, das Ergebnis daraus aber sehr wirkungsvoll. Wenn ich mir vorstelle, dass so ein Bekloppter frei herumläuft, wird es mir schon anders.

„Um ihn herum ist es still. Die Stille der Nacht. Die Stille des Todes." (S. 283)

Es wird schnell klar, dass die Ermittlungen zu einem Wettlauf gegen die Zeit werden, denn man muss davon ausgehen, dass der Mörder wieder zuschlagen wird. Das will Lot mit ihren Kollegen unbedingt verhindern. Was mir dabei richtig gut gefallen hat, ist die akribische Ermittlungsarbeit. Lot ist kein Wunderkind, die um drei Ecken denken kann. Sie erarbeitet sich ihre Erkenntnisse mit viel Einsatz und analytischem Denken. Da macht sich die Erfahrung der Autorin als Profilerin bemerkbar. Auf mich wirkt das angenehm realistisch. Der Spannungsbogen dehnt sich dabei zwar nicht übermäßig, steigert sich aber mit der Zeit. Die flüssige Schreibweise und die kurzen Kapitel machen die Lektüre durchaus kurzweilig.

Persönliches Fazit

„Summer Girls" besticht durch realistische Ermittlungsarbeit und einen psychisch schwer gestörten Täter. Das Setting um die junge Profilerin ist zwar wenig einfallsreich, spannend wird der Fall aber trotzdem. Auch wenn dieser Thriller das Genre sicher nicht neu erfindet, hat er mich durchaus fesseln können.

© Rezension: 2018, Marcus Kufner


Summer Girls | Jobien Berkouwer | Penguin Verlag
Aus dem Niederländischen von Simone Schroth
2018, Klappenbroschur, 352 Seiten, ISBN: 9783328102229

[marcus]

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