Januar 1949: Der britische Filmemacher Hugh Whittington soll auf einer Expedition in der Nähe des Mount Everest ums Leben gekommen sein. Doch sein Stiefbruder Charles gelangt an Informationen, die ihn an Hughs Tod zweifeln lassen. Er ist entschlossen, nach Tibet zu reisen und ihn zu finden, doch die Grenzen des Landes sind abgeriegelt. Auf gefährlichen Pfaden gelangt Charles schließlich ins verbotene Land, wo sein Bruder sich in einem Kloster aufhalten soll. Doch statt auf Hugh trifft er dort auf eine faszinierende Frau mit einem tödlichen Geheimnis … [© Text und Cover:
Penguin Verlag]
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Bereits bei
„Der Rabe" konnte ich mich davon überzeugen, dass Lionel Davidson (1922-2009) spannende Romane schreiben konnte. „Die Rose von Tibet" ist 1962 erschienen, der Text wirkt aber keineswegs angestaubt.
Am Anfang überrascht mich Davidson damit, dass er nicht einfach die Biografie von Charles Houston erzählt. Er gestaltet das als Buch im Buch. Ihm als Schriftsteller wird Houstons Geschichte zugetragen und er prüft, ob man diese verlegen lassen kann. Davidson heftet sich an Houstons Fersen, um herauszufinden, ob die geschilderten Ereignisse der Wahrheit entsprechen oder ob sie und die beteiligten Figuren nur erfunden sind. Währenddessen begleiten wir Houston auf seiner außergewöhnlichen Reise ans Ende der Welt.
Als Charles Houston sich 1950 aufmacht, um seinen Stiefbruder zu suchen, kann er nicht einfach in ein Flugzeug steigen und nach Tibet fliegen. Die politische Situation dort ist sehr angespannt, das kommunistische China bedroht das kleine Land im Himalaya. Damit die Chinesen ihnen nicht unterstellen kann, mit dem Westen zu kollaborieren, schotten sich die Tibeter ab und lassen keine Ausländer einreisen. Houston fliegt nach Indien und sucht von dort aus einen Weg in das mythenumwobene Land. Wind und Wetter und die Luft in über viertausend Metern Höhe sind Strapazen, die ihn an den Rand seiner körperlichen Möglichkeiten bringen.
„Durch was für eine irrsinnige Abfolge von Missgeschicken hatte es dazu kommen können, dass der Kunstlehrer der Mädchenoberschule in der Edith Road sich verstohlen unter den Wassern eines tibetanischen Sees vorankämpfte, um mit einer Dämonin das Bett zu teilen?" (S. 228)
Was Houston in diesem fremden Land erlebt, hätte er sich selber so nicht ausmalen können. Allein die Leidenschaft, die das Treffen mit einer exotischen Schönheit bei ihm auslöst, lässt mich mitfiebern. Er gerät aber auch immer wieder in gefährliche Situationen, die ich atemlos mitverfolge. Sein Leben hängt mehr als nur einmal am seidenen Faden. Lionel Davidson beschreibt diese Momente sehr packend. Aber auch die Faszination der spektakulären Landschaft und der fremden Mythen und Gebräuche vermittelt er gekonnt. Die Stellen, bei denen er zu seinen Buchrecherchen zurückkehrt, nehmen zwar das Tempo etwas heraus, tut dem Abenteuer aber keinen Abbruch.
Persönliches Fazit
„Die Rose von Tibet" bietet Abenteuer mit packenden Momenten in einem fernen und exotischen Land. Dass der Roman schon über fünfzig Jahre alt ist, habe ich ihm nicht angemerkt. Wer sich gerne in die Fremde entführen lässt, sollte einen Blick riskieren.
© Rezension: 2017, Marcus Kufner
Die Rose von Tibet | Lionel Davidson | Penguin Verlag
Aus dem Englischen von Ursula Gnade
2017, Taschenbuch, 448 Seiten, ISBN: 9783328100034
[marcus]
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