Mein Name ist Mary. M.A.R.Y.
Mein Haar hat die Farbe von Milch
Dies ist mein Buch und ich schreibe es eigenhändig.
Mary ist harte Arbeit gewöhnt. Sie kennt es nicht anders, denn ihr Leben auf dem Bauernhof der Eltern verläuft karg und entbehrungsreich. Doch dann ändert sich alles. Als sie fünfzehn wird, zieht Mary in den Haushalt des örtlichen Dorfpfarrers, um dessen Ehefrau zu pflegen und ihr Gesellschaft zu leisten – einer zarten, mitfühlenden Kranken. Bei ihr erfährt sie erstmals Wohlwollen und Anteilnahme. Mary eröffnet sich eine neue Welt. In ihrer einfachen, unverblümten Sprache erzählt sie, wie ihr Schicksal eine dramatische Wendung nimmt, als die Pfarrersfrau stirbt und sie plötzlich mit dem Hausherrn alleine zurückbleibt. [Text & Cover: © Eisele Verlag]
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In der letzten Zeit habe ich einige Bücher hintereinander gelesen, die mir sehr nahe gingen, mich emotional aufwühlten und lange beschäftigten. Dazu gehört auch dieses Werk „Die Farbe von Mich“, der zweite Roman der Schriftstellerin Nell Leyshon.
Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von der jungen, gerade einmal fünfzehnjährigen Mary, die unter armen Verhältnissen auf einem Bauernhof aufwächst. Wir schreiben das Jahr des Herrn 1830-31. Das einzige, dass zählt, ist die Arbeit, Arbeit und nochmal Arbeit. Für Schule ist ein Geld und keine Zeit da, und ist sowieso unnütz, da das dort erlernte Wissen nicht notwendig ist für die Arbeit, die auf dem Hof wartet. Ihr Vater, der sich mit den Töchtern gestraft fühlt, kennt keine Gnade und Liebe sowieso nicht, er führt den Hof mit harter Hand. Doch Mary kennt kein anderes leben, war nie weiter weg vom Hof als bis zu den Feldern oder den Weiden, wo die Schafe grasen. Sie nimmt die Dinge hin, wie sie sind, erträgt sie mit fast stoischem Gleichmut. Sie liebt die Natur und die Tiere. Und letztlich auch irgendwie ihre Familie.
Aber dennoch ist sie aufgeweckt, hinterfragt vieles und reizt so ihre Mutter, die keine Antworten geben kann oder mag.
Als sie ins Haus des Pfarrers ziehen soll, um dessen kranke Frau zu pflegen, ändert sich ihr Leben radikal. Durch die Bibel lernt die Lesen und Schreiben, der Hausherr bringt es ihr auf eindringliche Weise bei. So eröffnet sich zwar eine neue Welt für Mary - aber auch eine Welt, in der dunkle Wolken aufziehen, als des Pfarrers Frau ihrer Krankheit erliegt. Der Pfarrer wünscht, dass Mary dennoch bei ihm im Haus bleibt und ihn versorgt.
Die Geschichte wirkt so sehr eindringlich, weil es Mary selbst ist, die sie uns aufschreibt. Sie schreibt sich von der Seele, was sie belastet, was ihr widerfährt. Es geht sehr langsam, da sie erst schreiben gelernt hat. Es strengt sie an, aber sie kämpft weil sie es so sehr möchte. Sie weiss, ihre Geschichte muss erzählt werden.
Mary ist ein sehr liebenswerter Charakter und ich habe sie sofort ins Herz geschlossen und ich schätzte sie sehr. Für ihre Stärke, ihren Mut, ihre Eigensinnigkeit und manchmal bissigen Humor - und für ihren Willen. Wissbegierig wie sie ist, ist sie in dem Jahr im Hause des Pfarrers über sich selbst hinausgewachsen und hat für ihre Würde gekämpft, auch wenn sie oft machtlos ist in dieser patriarchalischen Welt. Aber Mary ist konsequent, trotz oder gerade wegen des Versuches, sie zu brechen. Sie ist konsequent bis zum bitteren Ende...
Persönliches Fazit
Eine poetische, sehr intensive Geschichte mit einer ganz wunderbaren Protagonistin. Ihre Art, uns ihre Leidensgeschichte nahe zu bringen, ist unvergleichlich - eindringlich schön und gleichzeitig unfassbar traurig und aufwühlend - vor allem, als sich das Jahr dem Ende neigt.
© Rezension: 2017, Alexandra Stiller
Labels: Beitrag von Alexandra, Rezension, Roman