Rezension: Das Herz der verlorenen Dinge | Tad Williams


Zurück ins Fantasyreich von Osten Ard!


Osten Ard steht erneut am Scheideweg. König Simons und Herzog Isgrimnurs Kriegern ist es gelungen, das Elbenvolk zurück in ihre Hochburg in den Bergen zu drängen. Der Krieg scheint vorbei, aber das Töten dauert an. Die Sterblichen begnügen sich nicht mit ihrem Sieg, sie trachten danach, das Volk der Nornen gänzlich auszulöschen. Da verbreitet sich die Kunde, dass die uralte Nornenkönigin Utuk'ku gar nicht tot ist, sondern nur in einem todesähnlichen Schlaf liegt, von dem sie zurückkehren wird ... [© Text und Cover: Klett-Cotta Verlag]

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Nach der epischen Romanfolge „Das Geheimnis der Großen Schwerter" kehren wir nun zurück in Tad Williams Fantasyreich Osten Ard. „Das Herz der verlorenen Dinge" ist quasi das Bindeglied zwischen den alten Büchern und der neuen Trilogie mit dem Titel „Der letzte König von Osten Ard", deren erster Band im September erscheinen wird. 

Vom Volk der Nornen hatte man in den bisherigen Büchern nicht allzu viel erfahren. Man kennt sie als die bösen, dunklen Elben, die die Menschheit auslöschen wollten. Mysteriös, mächtig und gnadenlos wirkten sie bei dem Versuch, die Vorherrschaft in Osten Ard zurückzuerlangen. Jetzt lernen wir mehr von ihnen kennen: ihre familiären und gesellschaftlichen Strukturen, ihre Motivation, ihr Leben und einige Persönlichkeiten. Da ändert sich das Bild, das ich von ihnen hatte. Sie sind nämlich keineswegs so seelenlose Geschöpfe, wie es bisher gewirkt hatte. Auch sie haben Verantwortung für ihre Familien, ihr Volk und ihre Heimat. Und dafür sind sie bereit zu kämpfen – wenn nötig bis zum Letzten.



Die Reste der Krieger der Nornen, ein paar Hundert von ihnen, befinden sich auf dem Rückzug nach Norden. Sie werden verfolgt von einer Übermacht menschlicher Kämpfer, die die Feinde endgültig vernichten wollen. Unerbittlich scheinen die Fronten, nach dem vielen Töten ist an eine Versöhnung nicht zu denken. Eine fatale Situation, wie ich finde. Gibt es nicht schon genug zu betrauern auf beiden Seiten? Der Schmerz und der Drang nach Rache machen es wohl unmöglich, dass die Völker friedlich koexistieren können. 

Im Gegensatz zu der Komplexität der bisherigen Osten Ard-Bücher gibt es bei „Das Herz der verlorenen Dinge" nur einen Handlungsstrang. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch. Ich habe mich auch gleich wieder heimisch gefühlt. Dafür sorgt Tad Williams mit seinem tollen Schreibstil, aber natürlich auch der eine oder andere Protagonist, den ich aus den alten Teilen schon kenne. Für Neueinsteiger taugt das Buch durchaus auch. Aber es fällt mir sicherlich leichter, mich in die Story reinzufinden, da ich mich bereits auskenne in Osten Ard. Außerdem wäre es schade, „Das Geheimnis der Großen Schwerter" zu verpassen.


Die Romanreihe „Das Geheimnis der Großen Schwerter" im Überblick:
1. Der Drachenbeinthron
2. Der Abschiedsstein
3. Die Nornenkönigin
4. Der Engelsturm





Persönliches Fazit

Tad Williams zieht mich mit seiner großartigen Erzählweise wieder in seinen Bann. Die gute Ausarbeitung der Charaktere, die ungewöhnlichen Einfälle und die dramatische Action machen „Das Herz der verlorenen Dinge" zu mehr als nur einen Appetizer für die kommende Trilogie. Ich bin gerne wieder in diese Welt abgetaucht und freue mich sehr auf „Der letzte König von Osten Ard".

© Rezension: 2017, Marcus Kufner

Das Herz der verlorenen Dinge | Tad Williams | Klett-Cotta Verlag
2017, gebunden, 380 Seiten, ISBN: 9783608961447
Aus dem Amerikanischen von Cornelia Holfelder-von der Tann

[marcus]

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