[Gastkolumne] Aufgelesen #32 | LBM2017: Leipzig lauschte

Buchmessekater überwunden, 
Zeit für einen schönen Rückblick auf die LBM17 mit „Leipzig lauscht“.



Blick in die Glashalle © Clemens Patzwald

So, das war sie, die Leipziger Buchmesse 2017. Der Rausch der vier Tage ist verkraftet, die Eindrücke, Impulse und Ideen sortiert. Bei „Leipzig lauscht“ hängen wir immer noch ein wenig länger in der Messeschleife, weil die Berichte von den letzten Lesungen am Sonntag auch erst geschrieben und redigiert werden müssen. Und so pulsiert die Messe noch mindestens bis zum Mittwoch danach in unseren Köpfen. Und was soll ich sagen? Eine Messe mit vielen guten Büchern und großartigen Autoren war das.

Buchdöner © Claudia Glawe
Ich fange mit einem Blick in die Messehallen an: Auf meinem Messerundgang nehme ich immer die Präsentationen der Design- und Gestaltungshochschulen mit. Ich habe fleißig gestempelt bei der Hochschule Anhalt, hatte aber leider kein Glück beim Malomat der HAW Hamburg. Entweder war dieser Passbildautomat der besonderen Art – mit handgezeichneten Porträts nämlich – gerade geschlossen oder die Schlage davor war wirklich zu lang. Ich meine, dort in Halle 5 bin ich auch dem Buchdöner begegnet, ein echter Hingucker. Vor einiger Zeit habe ich mich mal intensiver mit uneigentlicher Buchnutzung beschäftigt. Und der Buchdönerspieß war ein wunderbares, spaßiges Beispiel dafür, was man mit Büchern sonst noch so anstellen kann, außer sie zu lesen.

Weil „Leipzig lauschtein Projekt der Uni Leipzig ist, habe ich viel Zeit am Stand „Studium rund ums Buch“ in Halle 5 verbracht. Dort hatte die Leipziger Buchwissenschaft gemeinsam mit den befreundeten Instituten ein unterhaltsames und informatives Programm zusammengestellt, von der Verlagsgeschichte bis zum Bücherquiz.

Beuteleindruck
© Leipziger Buchwissenschaft
Gleich um die Ecke befand sich auch in diesem Jahr wieder die Bloggerlounge, wo man sich immer gut auf einen Plausch mit Blogger-KollegInnen ausruhen konnte, zum Beispiel: Tipps für die Abendgestaltung vom Leselurch bekommen, Carobloggt aus der Lieblingsnachbarstadt getroffen und leckere Kekse probiert. Es ist wirklich eine gute Idee, nicht nur über Bücher zu bloggen, sondern auch über Rezepte. Für mich hatte das den unmittelbaren und schmackhaften Mehrwert, Astrids Lakritzkekse  zu essen.

Unsere LauscherInnen aus Leipzig waren bei diversen Bloggertreffen dabei. Bei Loewe ergab sich die Gelegenheit, mit Mechthild Gläser zu sprechen, bei Rowohlt mit dem Schauspieler Steffen Schroeder. Alle gaben sich viel Mühe, das aktuelle Programm zu präsentieren. Klett-Cotta hatte sich in das Café bau bau eingemietet. Dort stellte Arno Frank sein Debut „So, und jetzt kommst du“ vor, das unsere Rezensentin nur empfehlen kann. Alles passte an diesem Abend gut zusammen, der Autor, der Hochstapler-Stoff, das Publikum und die Location. Dabei ist ein Café doch ein absolut konventioneller Ort für eine Lesung.

Denn wie in jedem Jahr wartete das Lesefest Leipzig liest nicht nur mit einer ungeheuren Veranstaltungsfülle, sondern auch mit ausgefallenen Leseorten auf. Die „Leipzig-Lauscht“-Rezensentin Karla saß in einer Fabrikhalle, um Lyrik der Neuseeländerin Alice Miller zu hören. Maximilian war dabei, als Tommy Schmidt seine Utopie über angenehmes Sterben namens „Heaven’s Gate“ in einem Friseursalon präsentierte. Chantal besuchte die Krimilesung des ehemaligen Arztes Christoph Spielberg  in einer Apotheke. Simon erfuhr durch den Umweltkrimi „Ausgerottet“ im Palmensaal des Leipziger Zoos mit exklusiver Nachtführung von den bedrohten Schuppentieren. Und Sebastian ging in ein Bestattungsunternehmen, wo Susann Pásztor ihren Sterbebegleiter-Roman „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“  vorstellte.



Caro von „Leipzig lauscht“ schreibt im Messegetümmel. © Dana-Jane Kruse

Aber ob in der Stadt oder auf der Messe: Nirgends entkam man der massiven Werbekampagne für „You Are Wanted“. Unser Rezensent Janick besuchte die Präsentation dieser neuen Streaming-Serie bzw. des dazugehörigen Buches am Stand von Amazon Publishing. Er empfiehlt – leicht beeindruckt vom Synchronsprecher Dietmar Wunder – die Hörfassung des Ganzen.

Beeindruckt war auch unsere Rezensentin Agnes, die zum Großen Leipzig-liest-Abend in die Kongresshalle am Zoo ging. Letztes Jahr, als das Lesefest seinen 25. Geburtstag feierte, fand diese Art der Veranstaltung zum ersten Mal statt. Alles stieß auf so viel Resonanz, dass die Messe ihn gleich in diesem Jahr neu auflegte. Agnes jedenfalls hatte es der „Elefant“ von Martin Suter an diesem Abend besonders angetan.

Weniger prominent, aber mit unglaublich viel Begeisterung und Herzblut öffnete wieder die Lyrikbuchhandlung im Leipziger Westen ihre Pforten unter Federführung des hochroth Verlags. In den letzten sechs Jahren hat sich diese Pop-up-Einrichtung als überaus beliebter Anziehungspunkt für Freunde der Verse entwickelt, und unser Rezensent Kilian hat sie für sich entdeckt.




Frühlingsbuchmesse © Leipziger Buchwissenschaft.

Was nach der Messe bleibt, ist dieses Hochgefühl, so mitten im Bücherfrühling zu sein, nah dran an den Autoren und Verlagen, mit langen Tagen und kurzen Nächten. Tausend hochinteressante Themen und Menschen entdeckt, tolle Übersetzungen, wunderbar gestaltete Bücher und eine gaaanz lange Leseliste im Kopf, zum Beispiel darauf: „Sie kam aus Mariupol“ von Natascha Wodin, frisch gekürt mit dem Preis der Leipziger Buchmesse.

Übrigens: „Leipzig lauscht“ pausiert nicht bis zur nächsten Buchmesse, sondern bleibt „on air“ und hält weiterhin nach interessanten Büchern und Buchmenschen Ausschau. 

Merci dem BücherKaffee für die beiden Gastkolumnen und auf bald in Leipzig!
(Hier könnt ihr nochmals unsere Erste Gastkolumne nachlesen - ein Blick im Vorfeld auf die Leipziger Buchmesse) 

Patricia und die LauscherInnen aus Leipzig
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© Leoni Brach


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