Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Asi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine unvergessliche Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz. [© Text und Cover:
Rowohlt Verlag, ©Plakat:
Studiocanal]
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Wolfgang Herrndorfs „tschick" hat mich schon vor Jahren begeistert. Zuletzt konnte ich mich anhand der sehr schönen
Ausgabe der Edition Büchergilde nochmals davon überzeugen. Da wollte ich mir den Kinofilm des renommierten Regisseur Fatih Akin natürlich nicht entgehen lassen.
Buchverfilmungen haben es ja meist schwer, wenn sie den Bildern, die im Kopf des Lesers entstehen, nicht entsprechen, oder wenn zuviel verändert oder gekürzt wird. Tatsächlich ging es mir bei „tschick" nur selten so. Sicher, die Gesichter der Schauspieler waren deutlich anders, als ich sie mir vorgestellt habe. Aber sie passen trotzdem sehr gut zur Vorlage, für mich waren sie nach einer kurzen Gewöhnungsphase äußerst überzeugend. Dass die eine oder andere Nebenrolle im Vergleich zum Buch etwas zu kurz kommt und dadurch für die Story nicht so relevant wirkt, ist vernachlässigbar. Insgesamt besteht der Film für mich den Vergleich um Buch überraschend gut.
Eine entscheidende Frage im Vorfeld war für mich, wie das wesentlichste Element des Buchs, nämlich die jugendliche Sprache, in den Film transportiert wird. Das gelingt recht simpel: wir folgen Maiks Gedanken, die eben genauso wie in der Textvorlage seiner besonderen jugendlichen Logik folgen. Da sind Schmunzler garantiert!
Dem Film gelingt es insgesamt, diese jugendliche Welt einzufangen und sich von den Erwachsenen abzugrenzen. Trotz des ernsten Hintergrunds von Maiks schwierigem Elternhaus wird er von einer angenehmen Leichtigkeit getragen. Da fühlt man sich doch gleich wieder wie ein Vierzehnjähriger – mit allen Vor- und Nachteilen!
Aufgefallen ist mir auch der tolle Soundtrack. Auch wenn Richard Clayderman etwas zu oft ran muss, der Rest ist sehr cool und trifft den Zeitgeist.
Persönliches Fazit
Ausnahmsweise kann ich den Film gerade denen empfehlen, die das Buch kennen. Ich hatte jede Menge Spaß dabei, und trotzdem hallen auch die ernsten Töne nach. Aber auch meine Begleitung, die den Roman nicht kannte, war begeistert. Wirklich eine gelungene Umsetzung.