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[sk] „Die Ungehörigkeit des Glücks" hat mich vor allem durch sein Cover in seinen Bann gezogen. Das Gesicht und der hypnotisierende Blick der jungen Frau haben mich nicht mehr losgelassen. Beides wirkt sehr durchdringend und die dadurch vermittelte Melancholie ging mir durch Mark und Bein. Auch durch den Klappentext wurde ich von dem Buch und seinem Inhalt gepackt.
Die Autorin schildert auf sehr einfühlsame Art und Weise die Geschichte von drei Generationen einer Familie, die erst durch das Schicksal wieder zueinander finden. Das Leben der jungen Katie, die der Leser als ein sehr intelligentes, aber leider auch unglückliches Mädchen kennenlernt, und das ihres Bruders Chris wird vorrangig von ihrer Mutter Caroline dirigiert. Erst als Oma Mary bei den dreien nach dem Verlust ihres Lebensgefährten einzieht, kommt diese Ordnung ins Wanken. Mit voller Hingabe widmet sich Katie ihrer demenzkranken Oma und findet sehr schnell einen guten Draht zu ihr. Sie hält die Erlebnisse und Geschichten aus Marys Leben in einem Erinnerungsbuch fest, durch diese Erzählungen erfährt Katie viel über das Leben ihrer Mutter und beginnt zu verstehen, warum Caroline als Mutter so perfektionistisch ist und warum sich die Beziehung zwischen Caroline und Mary so schwierig gestaltet.
Die Autorin arbeitet die Verwicklungen, Familiengeheimnisse und auch die gesamte Vergangenheit auf unaufdringlich, interessante und sehr einfühlsame Weise auf. Ich habe mich von der gesamten Geschichte in seinen Bann gezogen gefühlt. Auch die schwierigen Themen wie Mobbing, Ausgrenzung, Homosexualität sowie Demenz/Alzheimer werden durch den sehr gefühlvollen Schreibstil wunderbar aufgearbeitet, sodass die Geschichte für mich an keiner Stelle überfrachtet und aufgesetzt wirkte. Obwohl es sich bei dem Roman um eine Geschichte handelt, die primär aus Problemen und Lebensgeschichten besteht, erkannte ich in ihr schnell einen roten Faden und fühlte ich mich von dieser vorherrschenden Melancholie gar nicht überrollt, da die Autorin sie auf sanfte Weise mit der Handlung verwebt. Dies schafft die Autorin vor allem auch dadurch, dass sie zwischen der Gegenwartshandlung und Ausschnitten aus der Vergangenheit wechselt und diese Zeitsprünge auf wunderbare Weise miteinander verwebt und zu einer harmonischen Gesamteinheit verbindet. Die Sprünge haben mir selbst sehr dabei geholfen die Zusammenhänge, die Handlungen und Ansichten der einzelnen Figuren zu verstehen und mich mehr mit der Geschichte und den Figuren zu identifizieren.
Das Ende konnte mich ebenfalls überzeugen, da es logisch aufgebaut ist. Die gesamte Handlung fließt sacht und dem Inhalt des Buches angemessen zum Ende hin. Das Geflecht aus Geheimnissen, Verwicklungen und Schwierigkeiten zwischen den einzelnen Familienmitgliedern werden aufgelöst. Ich war nach dem Zuklappen des Buches mit der Geschichte und den Figuren im Reinen, wurde aber durch die gesamte Handlung und ihre Wendungen zum Nachdenken über den Inhalt und die äußerst interessanten, wenn auch melancholischen Themen angeregt.
PERSÖNLICHES FAZIT
Diesen Roman kann ich nur jedem Leser von anspruchsvolleren literarischen Werken ans Herz legen. Er überzeugt durch die besonders einfühlsame Aufarbeitung einiger interessanter Themen wie Mobbing, Ausgrenzung sowie Demenz/Alzheimer, die durchaus mehr Beachtung innerhalb der Literatur verdienen. Dabei bleibt die Handlung allerdings nicht oberflächlich, sondern liefert eine besondere Form der Unterhaltung und überraschte mich mit seiner guten Portion an Tiefgründigkeit, die mich sehr zum Nachdenken anregte.
© Rezension, 2016 Sandra Krause
Die Ungehörigkeit des Glücks | Jenny Downham | C. Bertelsmann Verlag
2015, Hardcover, ISBN: 978-3-570-10292-3