Bis auf die Existenz des Tanzorchester Harry Alsen hat „Wie ein fernes Lied“ nichts mit dem Kammertanzorchester Michael Jary zu tun. Mein Vater hat zwischen 1939 und 1944 ein ganz anderes Leben geführt als meine Protagonisten. Manche Erlebnisse, die ich von ihm und anderen Musikern gehört habe, fließen zwar ein, aber biographisch ist das Gesamtbild nicht.
Von Ihnen sind ja schon einige Romane erschienen. Wie kamen Sie überhaupt zum schreiben?
Irgendwie hat das alles schon mit meiner Geburt begonnen. Als mein Vater mich zum allerersten Mal sah, sagte er: "Die wird mal Schriftstellerin." Das prägt für's Leben. Und diese Geschichte ist tatsächlich verbürgt. Ich denke, er sagte das unter dem Eindruck der damals 21jährigen, bildhübschen Françoise Sagan, deren Roman "Bonjour Tristesse" gerade auf Deutsch erschienen war.
Ich schreibe, seit ich schreiben kann. Als Einzelkind las ich sehr viel und musste mich viel mit mir selbst beschäftigen - und mit meinen Puppen. Denen las ich meine Geschichten vor. Mit 14 habe ich dann meinen ersten historischen Roman geschrieben, der glücklicherweise nie gedruckt wurde. Aber danach schrieb ich immer weiter, studierte Sprachen, absolvierte ein Zeitungsvolontariat, arbeitete für Zeitschriften. Bis zu meiner ersten Buchveröffentlichung dauerte es noch eine Weile, und dann vergingen noch einmal ein paar Jahre, aber jetzt bin ich definitiv als Schriftstellerin angekommen.
Also sollten oder wollten Sie niemals Sängerin werden, was bei dem Vater ja durchaus anzunehmen wäre?
Um Himmels willen – nein. Ich halte mich für gänzlich unmusikalisch, obwohl ich wahrscheinlich schon einen Ton halten kann. Mein Vater hatte zwar viele Affären mit bekannten Sängerinnen, aber sowohl in der ersten als auch der zweiten Ehe (mit meiner Mutter) heiratete er eine Frau, die nicht singen konnte. Ich glaube, das machte er absichtlich. Deshalb war dieser Beruf auch für mich nicht vorgesehen – und ich hatte niemals mehr Interesse an der Musikbranche als ein durchschnittlicher Fan. Und ich spiele auch kein Instrument. Ich bin ausschließlich Zuhörerin.
Was bedeutet für Sie Erfolg?
Glück. Zufriedenheit. Dankbarkeit. Wahrnehmung. Geld. Etwa in dieser Reihenfolge.
Wie sehen Sie die Schriftstellerei – Beruf oder Berufung?
Beides. Ich glaube, dass jeder Mensch ein gewisses Talent für seinen Beruf mitbringen muss. Egal, was er tut. Und Berufung geht ohne Talent sowieso nicht. Dabei spielt es keine Rolle, ob man ein begnadeter Chirurg oder ein Bestsellerautor ist. In beiden Fällen ist das Handwerk ebenso wichtig wie Begabung und Berufung.
Kürzlich erschien Ihr Roman „Wie ein fernes Lied“, am 9.11.2015 kommt die Fortsetzung Ihres Bestsellers „Das Haus am Alsterufer“ unter dem Titel „Sterne über der Alster“ heraus. Bei welcher Veröffentlichung sind Sie aufgeregter?
Ich bin bei jeder neuen Veröffentlichung so aufgeregt wie beim allerersten Buch. Wahrscheinlich sogar noch mehr, weil ich die Mechanismen des Verlagsgeschäfts und des Buchhandels heute besser kenne als damals. Es hängt ja so viel von einem guten Start ab, vor allem wirtschaftlich, denn Schreiben ist mein Job - ich lebe davon. Aber der Erfolg eines Romans beflügelt auch, gute Rezensionen und ein großes Leser-Interesse haben ja nun etwas. Ich fühle mich dann ganz sacht auf eine Wolke gehoben und schwebe dahin...
Micaela Jary wurde in Hamburg geboren und lebt nach einigen Jahren in Paris heute in Berlin und München. Sie ist verheiratet, hat eine erwachsene Tochter und ist nicht ohne Hund anzutreffen. Weiterführende Infos auch unter
www.micaelajary.de
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