Immer Sonntags möchten wir euch Bücher vorstellen bzw. empfehlen, die wir wirklich sehr gerne gelesen haben. Kurz und knapp erfahrt ihr hier zu einer kleinen Auswahl an Büchern, eBooks oder Hörbüchern unseren Eindruck bzw. unser Fazit. Das können Neuheiten auf dem Buchmarkt sein aber auch immer wieder Bücher, die schon etwas älter sind, uns aber sehr begeistern konnten.
Der Totgeglaubte (The Revenant) | Michael Punke
*[Klappentext] Hugh Glass ist ein Mann, der das Abenteuer sucht. Und so heuert er bei der Rocky Mountain Fur Company an und zieht als Pelztierjäger durch die schier endlose Weite der amerikanischen Prärie. Durch Land, das im frühen 19. Jahrhundert noch dem Stamm der Arikara-Indianer gehört und fern jeder Zivilisation ist. Doch Gefahr droht plötzlich von einem ganz anderen Gegner: Bei einem Wachgang am Grand River wird Glass von einem Grizzly angefallen und lebensgefährlich verletzt. Seine beiden Begleiter geben dem Mann keine großen Überlebenschancen. Sie heben ein Grab für den Schwerverwundeten aus und warten auf seinen Tod. Als Indianer in der Nähe des Lagers gesichtet werden, zögern sie nicht lange: Sie nehmen dem Hilflosen Gewehr, Messer und den Rest seiner Ausrüstung ab und lassen ihn in der Wildnis zurück.
Doch wie durch ein Wunder überlebt Glass – und schwört Rache. Mit einem gebrochenen Bein schleppt er sich Tausende von Meilen durch die einsame Prärie auf der Suche nach denen, die ihn so schändlich im Stich gelassen haben.
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[Mein Fazit] So stelle ich mir einen Western vor: hart, spannend, voller Gefahren wie Indianer und wilde Tiere. Die Geschichte von Hugh Glass hat mich voll gepackt. Unglaublich, was er alles erlebt und überlebt hat. Wer gerne fesselnde Bücher über die Zeit der Trapper liest, ist hier sehr gut aufgehoben. Die Verfilmung mit Leonardo DiCaprio läuft derzeit im Kino und ist für zwölf Oscars nominiert.
Miss Vee oder wie man die Welt buchstabiert | Lissa Evans
*[Klappentext] Nichts im Leben von Vera Sedge verläuft nach Plan. Die 36-Jährige stolpert kopflos von einem selbstverursachten Drama ins nächste. Vee ist notorisch pleite, und es ist ihr inzwischen egal, wenn sie auch mal krumme Wege geht. Dann humpelt der zehnjährige Noel in ihr Leben. Er ist mit der Kinderlandverschickung ins kleine St. Albans gekommen. Hochbegabt, altklug und ganz anders als alle Menschen, die Vee bisher kennengelernt hat, bringt er sie auf eine brillante Idee. Doch es sind Noels kühler Kopf und sein großes Herz, die aus der Idee erst einen Geldsegen machen. Auf sich allein gestellt, ist Vee eine Katastrophe. Zusammen mit Noel ist sie ein gutes Team. Die beiden verbindet eine ungewöhnliche Freundschaft, und gemeinsam entdecken sie, was ein echtes Zuhause bedeuten kann.
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[Mein Fazit] Miss Vee und der kleine Noel - zwei Charaktere, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Aber sagt man nicht immer, Gegensätze ziehen sich an? Hier scheint das wunderbar zuzutreffen. Die Wirren des Krieges sorgen dafür, dass Noel aufgrund einer Kinderlandverschickung Unterschlupf bei Vera (Miss Vee) findet und schon bald merken die beiden, dass sie als Team super funktionieren. Ihre Übereinkunft soll praktisch, notwendig und einfach nur nützlich sein, doch hinter der Fassade beider versteckt sich ein weicher Kern...
Ein wunderbarer, teils sehr amüsanter und doch auch sehr berührender Roman über den Zusammenhalt, die Familie und was es bedeutet, nach Hause zu kommen.
Aberland | Gertraud Klemm
*[Klappentext] Bürgerliche Mütter, bürgerliche Töchter: ein bitterböses Porträt zweier Frauen-Generationen Elisabeth, 58, versucht würdevoll zu altern. Ihr gutbürgerliches Leben ist am ehesten charakterisiert durch das, was sie alles nicht getan hat: sie hat nicht studiert und nicht gearbeitet, sie hat ihre Kinder nicht vernachlässigt und ihren Mann nicht mit dem Künstler Jakob betrogen, sie hat der Schwiegermutter nicht die Stirn geboten und stellt noch immer nicht den Anspruch, ins Grundbuch der Jugendstilvilla eingetragen zu werden. Mit Zynismus und verhaltener Selbstreflexion beobachtet sie das Altern der Frauen um sie herum. Und sie beobachtet ihre Kinder, vor allem Franziska, 35, die zu Wutausbrüchen neigt, mit den Anforderungen der Gesellschaft an ihre Mutterrolle hadert und die theoretische Gleichberechtigung von Mann und Frau im Alltag nicht einlösen kann. Auch sie hat ihre Visionen nicht verfolgt, weder beruflich noch privat, und begnügt sich mit einem fast fertigen Studium und einem fast geliebten Mann. Es scheint, als habe sich dieser zahnlose Feminismus von einer Generation an die nächste vererbt. Gertraud Klemm, die mit einem Kapitel aus diesem Roman den Publikumspreis in Klagenfurt gewann, schildert eine gesellschaftliche Situation, in der mit viel 'ja – aber' die wichtigen Entscheidungen verschoben und verhindert werden, und ihr Blick auf die Lage ist gnadenlos, bissig und (aus Verzweiflung?) wahnsinnig komisch.
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[Mein Fazit] Diese Lektüre hat mich unwahrscheinlich amüsiert. Das Portrait zweier Generationen von Frauen - die Mutter im Kampf gegen das Altern, die Tochter im Kampf gegen das Hausfrauendasein. Sehr bissig und zynisch. Eine klare Leseempfehlung meinerseits.
Mängelexemplar | Sarah Kuttner
*[Klappentext] 'Die Psyche ist so viel komplizierter als eine schöne glatte Fraktur des Schädels.' Karo lebt schnell und flexibel. Sie ist das Musterexemplar unserer Zeit: intelligent, selbstironisch und liebenswert. Als sie ihren Job verliert, ein paar falsche Freunde aussortiert und mutig ihre feige Beziehung beendet, verliert sie auf einmal den Boden unter den Füßen. Plötzlich ist die Angst da. Als auch die cleversten Selbsttäuschungen nicht mehr helfen, tritt sie verzweifelt und mit wütendem Humor ihrer Depression entgegen. Dem Wahnwitz unserer Gegenwart gibt Sarah Kuttner eine Stimme. Lustig und tieftraurig, radikal und leidenschaftlich erzählt sie von dem der Verlorenheit, die manches Leben heute aushalten muss.
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[Mein Fazit] Man findet sich sehr schnell in die Geschichte ein und der humorvolle Schreibstil lässt einen trotz des ernsten Hintergrundthemas doch öfters schmunzeln als man zunächst erwartet hätte. Die Protagonistin Karo hat mir auch auf Anhieb gefallen - sie ist ein Mensch wie wir alle mit einigen Ecken und Kanten. Zwar ist sie stellenweise in ihrer Art etwas anstrengend, doch ist das in ihrer Situation nicht gerade verwerflich. Gefallen hat mir auch, dass die Autorin Karo nicht in ihren Depressionen versinken lässt, sondern dass sie Karo als eine starke Frau skizziert, die kämpft und nicht aufgibt. So macht das Buch dem Leser Mut nicht aufzugeben, egal wie schwierig und ausweglos die Situation bzw. das eigene Leben auch scheint. Es regt somit zum Nachdenken an, über ein Thema, das in unserer heutigen Gesellschaft leider immer noch als ein Tabuthema totgeschwiegen wird. Umso dankbarer muss man der Autorin für dieses Buch sein, das mit diesem Tabu bricht und sich mit dem ernsten und auch schwierigen Thema auf wundersame Weise auseinandersetzt. Somit kann ich dieses Buch nur jedem ans Herz legen - denn diese Situation kann jeden treffen und darüber sollte nicht länger geschwiegen werden.
Immer sonntags verraten wir euch unsere schönsten Lesetipps.
Wir würden uns riesig darüber freuen, wenn IHR uns auch erzählt, welche Bücher EUCH so richtig begeisterten.
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