Richard David Precht erklärt uns in drei Bänden die großen Fragen, die sich die Menschen durch die Jahrhunderte gestellt haben.
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Klappentext] Im ersten Teil seiner auf drei Bände angelegten Geschichte der Philosophie beschreibt Richard David Precht die Entwicklung des abendländischen Denkens von der Antike bis zum Mittelalter. Kenntnisreich und detailliert verknüpft er die Linien der großen Menschheitsfragen und verfolgt die Entfaltung der wichtigsten Ideen – von den Ursprungsgefilden der abendländischen Philosophie an der schönen Küste Kleinasiens bis in die Klöster und Studierstuben, die Kirchen und Machtzentren des Spätmittelalters. Dabei bettet er die Philosophie in die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen der jeweiligen Zeit ein und macht sie auf diese Weise auch für eine größere Leserschaft lebendig. Ein Buch, das dazu hilft, sich einen tiefen Einblick in die Geschichte der Philosophie zu verschaffen und die Dinge zu ordnen. Tauchen Sie ein in die schier unerschöpfliche Fülle des Denkens! [© Text und Bild:
Goldmann Verlag]
[mk] Ich habe nicht Philosophie studiert. Ich fand es aber schon immer faszinierend, die Welt mit Logik und Verstand zu erörtern und zu erklären. Für jemanden wie mich, der nicht vom Fach ist, sind die meisten Sachbücher darüber zu theoretisch und zu spezifisch, um daraus einen Nutzen zu gewinnen. Genau das macht Richard David Precht anders. Die Leser, die er mit seiner Buchreihe erreichen will, sind nicht unbedingt die Experten, sondern eben welche wie ich – interessierte Nichtfachleute.
Trotzdem ist das Thema natürlich nicht ganz einfach. Der Band deckt einen Zeitraum von beinahe 2.000 Jahren ab, von der griechischen Antike bis zum Ende des Mittelalters. Da ergießt sich ein Füllhorn von Wissen über mich aus. Dass dabei nicht jedes Thema und jeder Philosoph in der Tiefe besprochen werden kann, ist einleuchtend. Für mich ist es aber perfekt: ich bekomme einen ausführlichen Überblick über die Geschichte des Denkens. Und wer noch etwas vertiefen möchte, bekommt hinten im Band noch jede Menge Buchempfehlungen.
Ich habe aber eine Menge Denkanstöße zu vielen philosophischen Fragen gefunden. Precht hat ja nicht den Anspruch, diese Fragen zu beantworten. Er stellt die wichtigsten Philosophen ihrer Zeit vor, die Themen und Fragen, mit denen sie sich beschäftigten und zu welchen Ansätzen und Ideen sie gekommen sind. Immer wieder bin ich am Kopfschütteln, über die manchmal skurrilen Gedankenwege, oftmals sprechen sie mich aber auch an und werden mich bestimmt noch eine Weile beschäftigen.
Was mir ganz besonders hilft beim Verständnis der Theorien ist die Darstellung im Kontext der jeweiligen Zeit, und zwar politisch, wirtschaftlich, religiös und sogar mythisch. So kann ich mir jetzt beispielsweise ein viel besseres Bild machen von der viel gepriesenen griechischen Demokratie. Interessant finde ich auch die Zusammenhänge mit der Entwicklung des christlichen aber auch des islamischen Glaubens. Oder auch die Entfaltung und der Zusammenbruch des römischen Reichs usw.
Richard David Precht verwendet einen klaren gut verständlichen Schreibstil. Er vergleicht die Ereignisse und Gedanken auch immer wieder mit der heutigen Zeit – was gilt noch, was ist nicht mehr vorstellbar? So wirkt der Stoff deutlich frischer als ich es von einem Buch über Philosophiegeschichte erwartet hätte.
Ich hatte mir ein Buch erhofft, das mir die Geschichte der Philosophie verständlich näher bringt, meinen Horizont erweitert und mich zum Nachdenken inspiriert. Ganz schön anspruchsvoll, aber „Erkenne die Welt" erfüllt diese Erwartungen. Es ist vollgepackt mit geschichtlichen Informationen, vielen Philosophen und dementsprechend einer Menge Denkansätze. Für mich als Nichtexperte, aber am Thema Interessierten, ein Buch, das mich bereichert. Gut, dass noch zwei Bände folgen!
© Rezension: 2015, Marcus Kufner
Erkenne die Welt I | Richard David Precht | Goldmann Verlag
12. Oktober 2015, Gebunden, 576 Seiten, ISBN: 9783442312627