[Klappentext] Bruno Labastide ist ein Abenteurer, ein sympathischer Schuft und ein Sammler kurioser Geschichten: Als er in Venedig eine geheimnisvolle Japanerin kennenlernt, die ihre Liebhaber stets nur für eine Nacht und gegen schöne Verse empfängt, versucht er, sie mit seinen Geschichten zu betören: zum Beispiel mit der von dem Jugendlichen, der Wörter schmuggelt, oder mit der von der Frau, die in Paris von einem unsichtbaren Verehrer verfolgt wird. Magisch-zauberhafte Begebenheiten, die in Buenos Aires, Paris oder Shanghai spielen und am Ende wieder nach Venedig führen.
[Text & Coverabbildung: © Atlantik Verlag]
-------------------
Natalio Grueso ist Regisseur am Teatro Español und am Institut für Performing Arts of the City of Madrid. Der Wörterschmuggler ist Gruesos Debütroman. Der Wörterschmuggler ist keine fortlaufende Geschichte, sondern setzt sich aus vielen eigenständigen kurzen Geschichten bzw Episoden zusammen. Jede ist ein Teil für sich, ein Puzzleteil aus dem Leben des Bruno Labastide. Labastide lebt in Venedig, ist aber - getreu seinen Geschichten - ein wahrer Abenteurer, der die Welt bereist hat und dabei so einiges erlebt, gehört und gesehen hat. Er schreibt seine Geschichten nieder, um eine geheimnisvolle Japanerin zu betören, um Zugang zu ihr zu bekommen. Denn Keiko gewährt demjenigen, der ihr die schönsten Verse bzw Geschichten sendet, eine Nacht. Und genau nur eine Nacht. Und Bruno schreibt und hofft...
Keiko ist ein wahrlich geheimnisumwobenes Phänomen der Geschichte, wir lernen sie nicht ausführlicher kennen. Sie taucht auf und verschwindet, es ist fast, als müssten wir auch um sie werben, damit sie wieder erscheint. Zu gerne möchte man wissen, ob sie seine Briefe liest, ob sie ihm wohl die Türe öffnen wird, ihn zu sich bitten wird.
Doch Grueso lässt uns warten. Man mag immer weiter lesen, man könnte es fast schon als eine Art Spannung bezeichnen, die sich hier aufbaut.
Jede einzelne, teilweise schon fast magisch erscheinende Geschichte des Bruno Labastide ist ein Lesegenuss für sich. Es bleibt uns selbst überlassen wieviel davon wir als wahr erachten und wieviel für erfunden halten. Doch jedes Erlebnis ist für sich atmosphärisch und faszinierend und hinterlässt Spuren. Alles ist nur lose miteinander verwoben und doch fügt sich zum Ende hin alles zu einem großen Ganzen zusammen. Die Reise beginnt und endet in Venedig und wenn man zusammen mit Labastide wieder zurück gelangt, wird man um einige Lebenserfahrungen reicher sein. Wird es Keiko auch sein?
Persönliches Fazit:
Der Wörterschmuggler ist ein sehr stimmungsvoller, poetisch angehauchter Roman über das Leben und das magisch anmutende Spiel der Liebe. Gruesos Debüt erscheint mal melancholisch, mal scharfsinnig, Lebensweisheiten vermittelnd und nimmt einen mit auf eine bewegende Reise durch verschiedene Länder um zum Ende hin wieder in Venedig, der Stadt der Liebenden, zu landen. Eine wahre Lesefreude!
© Rezension: 2015, Alexandra Zylenas
Der Wörterschmuggler | Natalio Grueso | Atlantik Verlag
2015, gebunden 256 Seiten, ISBN: 978-3455600193
[alexandra]Labels: Beitrag von Alexandra, Rezension, Roman