Rezension: Rosenwinkel | Luise Rist

Eine Geschichte über Freundschaft, Grenzen, und Wege, sie zu überwinden

[Klappentext] Frida ist gerade mit der Schule fertig und weiß nicht, was sie jetzt mit sich anfangen soll. Bis sie Anita begegnet, mit der sie schnell eine besondere Freundschaft verbindet. Aber von einem Tag auf den anderen wird die neue Freundin mit ihrer Familie nach Bosnien, in die Heimat ihrer Mutter, abgeschoben. Auf der Suche nach ihr begibt sich Frida auf eine Reise in ein ihr unbekanntes Land, wo sie sich in einen jungen Bosnier verliebt und Anita schließlich mithilfe eines ehemaligen Kriegsreporters wiederfindet. Doch dann gibt es einen schrecklichen Anschlag …
[Text und Bild: ctb Verlag]
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[sg] Das Cover zeigt Freundschaft, Flucht, ein Lachen und eine angegriffene Stadt gleichzeitig. Alles auf blauem Hintergrund, der eine durchschimmernde Landkarte hat und Reisen verspricht. Bilder, die bewegen und ich hoffe die Zeilen in diesem Buch tun es auch.

Schon die ersten Seiten machen etwas mit mir. Plötzlich sind da die ganzen Vorurteile gegenüber Flüchtlingen oder Sozialhilfeempfängern. Das Buch trifft ein aktuelles Thema. Überall ist es in den Nachrichten, Zeitungen oder Plattformen. Doch all das in einem Buch einzufangen ist sicher nicht leicht, aber doch so wichtig. Luise Rist ist es gelungen durch zwei Protagonistinnen die Flüchtlingsproblematik anhand einer Abschiebung zu verdeutlichen. Frida und Anita heißen die beiden. Es sind zwei so lebensfrohe Mädchen, die Vorurteile erleben, hören, nicht alles verstehen, Fragen stellen und die auch gegen Vorurteile gern etwas sagen. Nur geht dies nicht immer. 

"Sind sie Deutsche?", sagt die Frau. "Es gibt keine Deutschen im Rosenwinkel, außer eben diesen vom Sozialamt."

Ein Satz, der hart ist und zeigt, wie leichtfertig Menschen solche Worte in den Mund nehmen als würden sie etwas ganz Leichtes sagen. Doch solche Sätze sind verachtend und unangemessen. So etwas muss aufhören und genau das vermittelt auch der Roman "Rosenwinkel". Die enge Freundschaft von Anita und Frida stärkt beide. Ihre Verbundenheit ist so schön beschrieben, dass ich selbst öfters an meine engsten Freunde denken muss.  Doch irgendwann ist Anita fort. Fort vom Rosenwinkel, den die anderen Menschen aus der Gegend nicht mögen, da dort die Ausländer und eben diese Sozialempfänger wohnen. Ich lese dies und denke, wie furchtbar und weiß, dass dies leider so häufig vorkommt. 

Es ist Nachmittag. Ich nehme das Buch in die Hand, denn die Sonne scheint und ich gehe in meinem Kiez etwas spazieren. Bunt ist es, bunt von Menschen, die aus so unterschiedlichen Ländern kommen. Ich liebe das. Kultur ist, wenn alle zusammenkommen. Etwas später lande ich in einem Café. Bei englischem Tee und türkischem Gebäck, lese ich weiter. 

Für mich ist erstaunlich, wie Frida mit so viel Mut ihre Freundin sucht und immer wieder sind da, die vielen Bewegungen mit anderen Menschen, die erzählen. Ich erfahre viel über Bosnien und Roma, spüre, dass ich doch noch Lücken habe, obwohl ich mich auch damit beschäftige. Lücken, die nun aufgefüllt werden. Es ist ein Road-Trip der ganz besonderen Art. Ich reise mit Frida und am Ende finden sich beide Freundinnen wieder. Bewegend. 

Das Buch zeigt, wie oft leichtfertig geurteilt und verurteilt wird. Oberflächlich wird über Menschen aus anderen Ländern gesprochen, die fliehen mussten und den Krieg sehen, ja erleben mussten, den wir nur aus Büchern oder Nachrichten kennen.  Ich sitze immer noch im Café, um mich herum sind Häuser. Alle sind ganz, nicht durch Bomben getroffen. Hier spricht Wohlstand, auch, wenn wir nicht alle reich sind. Mit diesem Buch, das hoffentlich viele lesen, wird mir noch bewusster als es so schon ist, wie wichtig es ist mich weiter gegen Hass, Rechtsextremismus, gegen Vorurteile und für Flüchtlinge einzusetzen.  Manche Bücher tragen dazu bei, zu verstehen. Hinter Türen zu schauen, die viele aus Angst nicht öffnen wollen. Flucht und Abschiebung trennen Menschen, die auch so schon ihr mühsam erbautes Leben in Trümmern vor sich haben. 

Ein herzlicher Dank an den Cbt Verlag und eine riesige Empfehlung von mir dieses Buch zu lesen. Es ist nicht nur für Jugendliche, sondern für alle Menschen, jeden Alters. Es ist eine hinreißende Geschichte, die viel vermittelt.  Wir sollten alle den Sprung zu mehr Offenheit, Menschlichkeit und Achtsamkeit wagen. Dafür müssen wir nicht einmal von einer hohen Brücke, wie es Frida und Anita tun, springen.  Nein, nur die Oberflächlichkeit ablegen. Am Besten so weit weg, wie es geht.


Ein Buch, das im Thema ganz aktuell ist. Die Flüchtlingsproblematik ist ein so wichtiges Thema, das immer noch zu Wenige verstehen. Dieses Buch baut Brücken für mehr Verständnis für Flüchtlinge, wie es unfassbar ist. Sehr bewegend und eine absolute Bereicherung dies zu lesen. Möge es in so unzählig viele Hände, vor lesende Augen, wie nur möglich fallen und zu mehr Toleranz beitragen.

© Rezension, 2015 Sanni Gedankenlabyrintherin



Rosenwinkel | Luise Rist | cbt Verlag
ab ca. 13 Jahren
27. Juli 2015, Taschenbuch, ISBN:978-357031011

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