Unsere Lesetipps zum Sonntag #9

Ihr seid auf der Suche nach neuem Lesestoff? Immer Sonntags möchten wir euch Bücher vorstellen bzw. empfehlen, die wir wirklich sehr gerne gelesen haben. Kurz und knapp erfahrt ihr hier zu einer kleinen Auswahl an Büchern, eBooks oder Hörbüchern unseren Eindruck bzw. unser Fazit. Das können Neuheiten auf dem Buchmarkt sein aber auch immer wieder Bücher, die schon etwas älter sind, uns aber sehr begeistern konnten.

3000 Arten ich liebe dich zu sagen | Marie-Aude Murail


Klappentext: Chloé ist die zurückhaltende Tochter aus gutem Hause, Bastien ist witzig und unbeschwert, und Neville wirkt düster und unnahbar. Verschiedener könnten sie kaum sein. Und doch wird aus ihnen ein unzertrennliches Trio. Denn eine Leidenschaft vereint sie: die Schauspielerei.
Und während sie von ihrem charismatischen Lehrer lernen, wie viele Arten es gibt, »Ich liebe dich« zu sagen, werden sie sich ihrer eigenen Gefühle füreinander bewusst. Sie spielen ihre Rollen – und finden dabei heraus, wer sie im echten Leben sein möchten.
© Fischer KJB, 2015, ab ca. 14 Jahren, ISBN 978-3-596-85653-4

Mein Fazit: Ein wahrlich beeindruckender Roman für alle, die sich für das Theater interessieren. Das Buch lebt geradezu von der Theatersprache. Das Werk ist durchzogen von wundervollen Zitaten aus Stücken von zB. William Shakespeare, Victor Hugo, Roland Dubillard, Henrik Ibsen, Moliére und vielen mehr über die Leichtigkeit des Lebens und die Liebe.
Wir begleiten Bastien, Chloé und Neville durch ihre Zeit in der Theaterschule, die sie so sehr verbindet und natürlich auf dem Weg zu sich selbst, beim Finden und Erkennen der wahren Liebe. Faszinierend, auf wie viele Weisen man "Ich liebe dich" sagen kann. Aber meiner Meinung eher für junge Erwachsene geeignet, 14 Jahre finde ich etwas verfrüht. 


Spieltrieb | Juli Zeh


Klappentext: Tief im Westen der Republik in unseren Tagen, an einem Bonner Gymnasium, entwickelt sich die atemberaubende Geschichte einer obsessiven Abhängigkeit zwischen einer Schülerin und einem Schüler, Ada und Alev, aus der sich erst die Bereitschaft, dann der Zwang zu Taten ergibt, die alle Grenzen der Moral, des menschlichen Mitgefühls und des vorhersehbaren Verhaltens überschreiten. Die beiden jungen Menschen wählen sich ihren Lehrer Smutek als Ziel einer ausgeklügelten Erpressung. Es beginnt ein perfides Spiel.
Ganz ruhig fängt das an: Ada, überaus selbstbewußte Schülerin, vierzehn Jahre alt, kommt neu an ein Gymnasium namens Ernst-Bloch, wo der Alltag sie nicht fordert und die Lehrer meist schwache Gegner beim intellektuellen Kräftemessen sind. Anfangs erregt Ada auf Ernst-Bloch wenig Aufmerksamkeit. Das soll sich ändern im Fortgang dieses Romans.
Während im Großen und Ganzen der Weltpolitik die Fronten von »Gut« und »Böse« unter dem Eindruck von Terrorismus und den Spätfolgen einer zusammengestürzten Weltordnung durcheinandergeraten sind, entwickelt sich im Mikrokosmos auf Ernst-Bloch eine mitreißende Geschichte, die unausweichlich auf eine Kette unerhörter Begebenheiten zuläuft, bis der Lehrer Smutek sich schließlich in einer Gewaltorgie gegen seine Schüler rächt und befreit.
© Schöffling & Co. I 2004 I ISBN: 978-3-89561-056-1

Mein Fazit:
Können Schüler wirklich so böse sein? Perfide und clever eingefädelt, in einer direkten Sprache, entwickelt sich ein spannendes Psychogramm. Für mich ein Highlight der deutschen Gegenwartsliteratur. Das Buch wurde 2013 verfilmt.


"Mind-boggling" - Evening Post | Max Goldt
Klappentext: Früher war „Mind-boggling" gelb. Heute ist „Mind-boggling" blau. Nur drei Personen auf Erden wissen, warum.
In dem nun also blauen Buch sind die „Titanic"-Beiträge des Jahres 1997 sowie eine Reihe von Quisquilien versammelt, darunter die folgenden Schriften:
Also kochte Cook der Crew / Affige Pizzen / In der Duz-Falle / Die Saugegemeinschaft zerbricht / Intaktes Abdomen dank coolem Verhalten / Das Sandwich mit der Dietrich
© Rowohlt Verlag, 2005, ISBN: 978-3-499-23863-5

Mein Fazit: Schon das Blau des Buch sprach mich an und auch der Inhalt war überragend. Ich liebe Max Goldt-Texte. Ich bewundere nahezu seine Schreibweise. In diesem Buch gibt es mehrere Geschichten, die der Titanic-Kolumnist schrieb. Diese sind wie ein perfekter Kuchen mit allen Zutaten, die die gute Literatur benötigt. Irgendwie hat alles viel Poetisches, Nachdenkliches, Humorvolles und auch wieder eine Dosis Absurdes, was aber immer genau passend ist. Bei diesem Buch empfiehlt es sich nicht in der U Bahn zu sitzen (oder vielleicht doch?). Denn eines kann ich sagen: Lachanfälle sind vorprogrammiert.


Nowhere Men | Christoph Miller


Klappentext: Erzählungen illegaler Migranten im Strom der Globalisierung.
Über eineinhalb Jahre hinweg hat Christoph Miler Gespräche mit „Illegalen" geführt, hat ihre Geschichten dokumentiert und als Grundgerüst für Nowhere Men verwendet, hat sie verdichtet, collagiert und mit Recherche- und Erfahrungsmaterial angereichert. Das Ergebnis sind sechs Erzählungen, sechs episodenhafte Biografien, die nicht als verbindliche Lebensläufe, sondern als literarische Protokolle und archetypische Skizzen irregulärer Migration zu lesen sind, eingebettet in ein Netz globaler Ereignisströme und Machtstrukturen.
© Luftschacht Verlag, 2015, ISBN (Print) 978-3-902844-53-8

Mein Fazit: "Ist es in Ordnung, beim Billig-Textilkonzern ein T-Shirt um 5 Euro zu kaufen und damit die Arbeitsbedingungen in Bangladesch mitzubestimmen und sich andererseits zu beschweren, wenn genau der Textilarbeiter aus Bangladesch an der eigenen Grenze [...] anklopft und um Asyl fragt?"
Die Anthologie "Nowhere Men" von Christoph Miller umfaßt sechs Erzählungen, in denen der 1988 geborene Autor in verdichteter Form ein Stimmungsbild des hochaktuellen Themas Asyl und Migration zeichnet. Dabei beruft er sich auf Gespräche, die er selbst mit Einwanderern
geführt hat und scheut nicht davor zurück, die Rolle der Industriestaaten zu hinterfragen.
Kritisch, bewegend, sehr viel gehaltvoller und fundierter als Stammtischparolen.




Bis aufs Haar | K.A. Harrington


Klappentext: Morgans Freund Flynn ist tot, gestorben bei einem Autounfall. Doch irgendetwas stimmt nicht. Es gibt keine Beerdigung, kein Grab, keine Aufzeichnungen über ihn im Krankenhaus. War es wirklich ein Unfall? Morgan beginnt nachzuforschen. Als sie zufällig Evan begegnet, werden ihre Zweifel immer lauter, denn Evan sieht haargenau so aus wie Flynn. Wie ist das möglich? Ihre Suche nach der Wahrheit führt Morgan nicht nur zu den verlassenen Orten der Stadt, sondern bringt sie Schritt für Schritt auch demjenigen näher, der im Geheimen die Fäden in der Hand hält. Morgan ahnt nicht, in welcher Gefahr sie schwebt, bis es beinahe zu spät ist.
© Magellan Verlag, 2015, ISBN-13:978-3734850066

Mein Fazit: Ein spannender, leicht zu lesender Jugendthriller. Aufgrund von Sätzen wie „Ich musste zugeben, dass Evan ziemlich heiß war" allerdings eher für die weibliche Leserschaft geeignet.



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