[Klappentext] Luzies geordnete Welt gerät ins Wanken, als sie einen Brief ihrer verstorbenen Großmutter erhält. Das Geheimnis, mit dem er sie konfrontiert, nimmt ihr Leben Stück für Stück auseinander. Doch plötzlich ist da Puma, bei dem sie sich frei fühlt und geborgen. Damit sie mit ihm zusammen sein kann, muss Luzie ihre Erinnerungen zu einem neuen Bild zusammensetzen, in dem Lügen keinen Platz haben. [
© Text und Cover: Magellan Verlag]
[sh] Zunächst einmal: Der Titel ist in meinen Augen dämlich und irreführend (und das ist somit auch schon so ziemlich meine einzige negative Kritik). Quersummen spielen zwar eine Rolle, aber es handelt sich nicht um eine Teenie-Lovestory, wie der Titel (zumindest mich) vermuten lässt. Ganz im Gegenteil.
Also, worum geht es? Es geht um Luzie, so um die 17 Jahre alt. Sie wohnt mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Halbbruder zusammen, ihr Vater – ein Künstler und begeisterter Bergsteiger – ist tödlich verunglückt als sie fünf Jahre alt war. Seitdem hat sie öfter das Gefühl in einem Sog von Wasser zu ertrinken. Dagegen hat sie ein System entwickelt – das System der Quersummen. Sie begann die Tage zu zählen, seitdem ihre Mutter einen neuen Freund hatte – den Vater ihres Halbbruders – und teilte die Anzahl der Tage durch ihre Quersumme; Ist das Ergebnis eine glatte Zahl ist es ein guter Tag, bei einer Kommastelle schon nicht mehr so gut und bei mehreren Kommastellen ist der Tag ganz schlecht. Zwar ist der Freund der Mutter schon längst nicht mehr Teil des Bildes, aber das System funktioniert. Bis eben zu jenem Tag, an dem die Handlung des Buches einsetzt.
Im Papiermüll entdeckt Luzie einen an ihre Mutter adressierten Brief. Es handelt sich um die Todesanzeige ihrer Oma väterlicherseits – nur ist diese bereits vor zehn Jahren verstorben. Zunächst hält Luzie dies für einen schlechten Scherz, doch beschließt sie zur Beerdigung zu gehen – schließlich sagt ihr System, es handelt sich um einen guten Tag. Doch Luzie muss feststellen, dass ihre Oma tatsächlich eben jetzt erst gestorben ist. Hat ihre Mutter sie zehn Jahre lang belogen? Und wenn ja, wieso? Darüber hinaus entdeckt sie auf dem Grabstein auch den Namen ihres Vaters – jedoch gab es keine Beerdigung, seine Asche hat sie zusammen mit ihrer Mutter verstreut. Wie kann das sein? Und noch während Luzie überlegt, was ihre Mutter ihr noch alles verheimlicht hat, erhält sie aus dem Nachlass ihrer Oma einen Brief. Und dieser Brief bestärkt Luzies aufkeimendes Misstrauen in ihre Mutter und sie beschließt, dem Tod ihres Vaters auf den Grund zu gehen.
In einer zweiten Handlung lernen wir Puma kennen, der in einer Kletterhalle arbeitet, Luzies Halbbruder trainiert und dadurch Luzies Freund wird.
Die Handlung des Buchs erstreckt sich über drei Wochen. Erzählt wird sie abwechselnd aus Luzies und aus Pumas Sicht. Und genau darin liegt die unwahrscheinlich fesselnde Kraft dieses Romans. Denn während Luzies Geschichte von Beginn an die kompletten drei Wochen vorwärts erzählt wird, spielt sich Pumas Geschichte in einer einzigen Nacht ab – eben die letzte Nacht am Ende dieser drei Wochen. Und da die Erzählsicht kapitelweise wechselt, erfahren wir bereits im zweiten Kapitel – Pumas erstes Kapitel – dass er auf der Suche nach Luzie ist. Denn Luzie gilt seit einigen Tagen als verschwunden. Doch was ist passiert innerhalb dieser drei Wochen? Was hat Luzie herausgefunden? Weshalb ist sie verschwunden?
Persönliches Fazit
Durch die zwei zeitlich versetzten Erzählstränge und eine unglaubliche, sich soghaft entfaltende Sprache, ist Katrin Zipse ein extrem spannendes Buch gelungen, dessen Handlung sich wie ein Puzzle Stück für Stück zusammenfügt – mit einer äußerst heftigen Auflösung für ein Jugendbuch (meiner Meinung nach), weshalb sich auch Erwachsene nicht scheuen sollten, hier zuzugreifen
© Rezension, 2015 Sebastian Herz