Rezension: Der Tiger in meinem Herzen | Patricia McCormick

[Klappentext] Als Arn Chorn Pond noch ein Junge ist, übernimmt das radikale kommunistische Regime der Roten Khmer die Macht in Kambodscha. Es folgt ein schrecklicher Völkermord, dem zwei Millionen Menschen zum Opfer fallen – ein Viertel der gesamten Bevölkerung. Arn hat überlebt. Doch der Preis dafür war hoch. Denn er ist selbst zum Täter geworden. Und es ist ihm schwer gefallen, den Tiger in seinem Herzen zu bändigen.
Schonungslos und brutal erzählt Patricia McCormick von den Killing Fields. Es braucht nachhaltig beeindruckende Bücher wie dieses, um aufzuzeigen, zu welchen Grausamkeiten Menschen fähig sind und welche Fehler sich niemals wiederholen dürfen. [© Text und Bild: Fischer KJB Verlag]




Patricia McCormick beschreibt in ihrem biografischen Buch die Geschichte von Arn Chorn Pond. Arn ist gerade mal 11 Jahre alt, als die Brigaden der Roten Khmer in seine Stadt einfallen und die Bewohner vertreiben um sie in Arbeitslager zum Reisanbau zu zwingen. Schon auf dem Weg dorthin wird er mit dem Tod konfrontiert: wer nicht spurt wird erschossen, wer zu schwach ist wird liegen gelassen und wer zu helle Haut hat muss zur Bildungselite gehören und wird ermordet.

„ An einem einzigen Tag kann ein Mensch sich daran gewöhnen, Leichen zu sehen.“

Arn wird von seiner Familie getrennt und in ein Kinderlager gesteckt. Dort muss er von früh bis spät harte Arbeit auf den Reisfeldern verrichten. Die dünne Reissuppe sättigt nicht, viele Kinder werden krank und sterben. Ständig lebt Arn mit der Gefahr aufzufallen und im Wald im Massengrab zu enden. Er lernt, sich auf nur ein Ziel zu konzentrieren: Überleben. Es kann kaum noch schlimmer kommen, aber dann marschiert die vietnamesische Armee ein, und Arn wird ein Gewehr in die Hand gedrückt, um Kambodscha gegen den „teuflischen Feind“ zu verteidigen...

Das Buch ist in der Ich-Form in einer passenden einfachen Sprache geschrieben, ohne Pathos und fast emotionslos. Und gerade diese sprachliche Klarheit hat mich sehr angesprochen. Denn viele Dinge werden in kurzen Sätzen geschildert, so dass ich mir selbst erst die Bedeutung und die Tragweite bewusst machen muss. Damit fesselt mich die Geschichte um so mehr.

Die Ungerechtigkeit und die Brutalität machen mich als Leser wütend und ich frage mich immer wieder, wie Menschen anderen so etwas antun können. Der Autorin gelingt es, mich zum Nachdenken anzuregen. Tagtäglich kann man in den Nachrichten von Krieg und Unterdrückung hören. Aber Bücher wie dieses bringen mir die Bedeutung für die Betroffenen viel näher als die nackten statistischen Zahlen, die mich eher abstumpfen lassen.

Der Verlag empfielt das Buch ab 14 Jahren. Dem kann ich folgen, Kinder in diesem Alter können die Ereignisse durchaus verarbeiten. Aber ich finde es auch für Erwachsene absolut lesenswert.


Persönliches Fazit

Das Schicksal von Arn hat mich nachhaltig beeindruckt. Manches ist schon schwer zu verdauen. Ich fand die Geschichte aber packend von Anfang bis Ende. Es ist ein starkes, aufwühlendes Buch!

© Rezension: 2015, Marcus Kufner



Der Tiger in meinem Herzen – Patricia McCormick – Fischer Verlag

Aus dem Amerikanischen von Maren Illinger
Ab 14 Jahren / 2015 / Gebunden / 256 Seiten, ISBN: 9783596855803

[marcus]

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