Rezension || Wir fallen nicht | Seita Vuorela

Die Brüder Mitja und Vladimir verbringen ihre Sommerferien am Meer, doch der Urlaub wird von einem Unglück überschattet: Mitjas bester Freund ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Mitja unternimmt ausgedehnte Streifzüge und freundet sich mit einigen Jungen an, die ihr Lager am Strand aufgeschlagen haben. Aber ihr kleines Reich ist nicht nur ein Abenteuerspielplatz für Vagabunden - es ist eine Welt voller Mystik und Magie, die Mitja immer stärker in ihren Bann zieht.(© Text und Bild: Ravensburger Verlag)




Angenommen, ihr findet ein verlassenes Gebäude, das seit Jahren kein Erwachsener betreten hat.

Angenommen, einer von euch stürzt vom Dach die zehn Meter nach unten auf den Asphalt und ist nicht mehr da. 
Nach dieser Nacht, so viel steht fest, willst du die Dunkelheit nicht mehr verlassen. 
Nach dieser Nacht musst du diese Geschichte erzählen.

Angenommen, … so beginnt das Buch und weckt die Vorstellungskraft. Ein Sog, der hineinzieht. In der Neugier was passiert ist durchzieht sich eine Spannung. Seite für Seite verfliegt und überall ist alles ungewiss. Das Buch lesen ist, wie ein realer Roman der gleichzeitig mit surrealen verschwimmt. 
Mitja und Vladimir fahren mit ihrer Mutter in einem Wohnmobil in den Urlaub an den Strand. Schnell kommen in der Handlung andere Jungs und ein nahezu mystisches Mädchen dazu. Die Jungs bilden etwas wie eine Gang und wollen Mitra darin aufnehmen.

Interessant ist der Schreibstil der Autorin. Er ist eher leicht ohne Schnörkel, gibt ein Strandgefühl und doch ist es beim Lesen immer als würde ein geheimnisvoller Nebel über die Geschichte schleichen, der die Wahrheit erst mal verschlingt. Die drei Erzählperspektiven aus der Sicht von Mitja und dem Mädchen sind schon sehr unterschiedlich, aber auffällig ist, dass Vladimir in der Vergangenheitsform spricht. Einblicke, die den Nebel verdichten und gegen Ende des Buches erst auflösen. Es gibt auch Sagen und nahezu Märchenhaftes. Wie schon gesagt das Reale verschwimmt mit dem Unwirklichen. 

Was ist genau geschehen ist eine Frage, die mir oft durch den Kopf geht? Was hat es mit dem Mädchen auf sich? Viele Fragen und einen roten Faden gibt es nicht und doch ist das Buch so einzigartig, dass es schwer zu beschreiben ist. 
Am Ende ist der Nebel, der vieles so ungewiss macht verschwunden und zurück bleibt dennoch etwas von einer Nacht, einem Verlust und die Spur eines wunderbaren Geschichtenerzählers. 

Das Buch ist sehr empfehlenswert. Doch einzige Kritik, die es von mir erhält: es ist kein Jugendbuch, wie ich finde. Es ist ab 12 und ich denke, die vielen Eindrücke, Gedankenkurven und auch das es keinen roten Faden gibt, sind deutlich eher etwas für Erwachsene. Vielleicht sollte über die Altersangabe noch einmal nachgedacht werden. Ansonsten ein Buch bei dem ich traurig bin, es schon ausgelesen zu haben, weil ich mich an alles so gewöhnt habe. An das Erzählen, die Schreibweise und vieles mehr.


Ein Buch, das mich sehr bewegte, animierte, mich zum Nachdenken brachte. All das und noch viel mehr. Es ist kein normales Buch, das alles klar erzählt oder alles sofort verstanden wird. Nein, dieses Buch ist anders. Ganz anders. Viel Verborgenes, das erst durch das Lesen langsam vorsichtig ans Licht kommt. Es ist fast ein bisschen merkwürdig und dadurch so unglaublich gut. 

© Rezension: 2015, Sanni

Erscheinung: September 2014
Gebunden, 352 Seiten
, ISBN: 978-3-473-40117-8


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