"Ein wunderbar kurzweiliges Krimivergnügen mit charakterstarken Ermittlern."
In seinem dritten Roman um den raubeinigen, türkisch-bayerischen Ermittler lässt Su Turhan Kommissar Pascha bei einer internationalen Bauchtanzshow in einem Doppelmordfall ermitteln. Dieses Setting dient Su Turhan, 1966 in Istanbul geboren, als ideale Spielwiese für seinen Ermittler mit Migrationshintergrund. Denn auch Kommissar Pascha ist, wie der Autor selbst, ein Wanderer zwischen den Welten, ihm ist türkisch sein genauso wichtig wie deutsch sein. Su Turhans Eltern zählen zu den ersten türkischen Einwanderern in Deutschland, genauer gesagt, in Straubing. Heute arbeitet Su Turhan erfolgreich als Regisseur. Sein Kinofilm "Ayla", eine dramatische Liebesgeschichte über die Zwangsehe in türkischen Familien in Deutschland, wurde auf dem renommierten Max-Ophüls-Festival uraufgeführt und gewann zahlreiche Preise, z. B. den Publikumspreis in New York und Siena.
Bei diesem Buch war es weniger das Cover, das mich angesprochen hat, als vielmehr der Klappentext, der eine spannende und gleichzeitige tiefgründige Kriminalgeschichte versprach. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Obwohl es mein erstes Buch rund um Kommissar Pascha war, kam ich sehr schnell in die Geschichte rein und war von der ersten Seite sehr angetan von der Handlung. Besonders fasziniert hat mich wie tiefgründig und detailgetreu der Autor die einzelnen Charaktere herausarbeitet und diese zu einer in sich stimmigen Handlung verknüpft. Er beweist dabei ein besonderes Geschick für Sprache und ein besonderes Gespür für Details. Dies trägt in besonderer Weise dazu bei, dass der kulturelle Hintergrund der Ermittler sowie auch der Geschichte insgesamt nicht aufdringlich, sondern sehr überzeugend und facettenreich wirkt. Die Handlung ist insgesamt sehr gut durchdacht und äußerst authentisch – so überzeugt der Krimi auf ganzer Linie.
Hierzu trägt auch bei, dass blutige und schauerhafte Szenen nur wenig und mit Bedacht eingebaut werden. Sie fügen sich optimal in die Handlung ein und verleihen ihr eine besondere kriminalistische Note. Auch wirken sie nicht aufgesetzt, weil der Autor auch hier wieder stets den richtigen Stil findet.
Überzeugt hat mich auch, dass das Migrationsthema sowie die unterschiedlichen kulturellen Identitäten harmonisch in die Handlung eingeflochten wurden und mit ihm zu einer Einheit verschmolzen. Der Autor klagt hier nicht an und macht dadurch wieder einmal klar, dass viele existierende Vorurteile mehr als unberechtigt sind. Diese kleine Lehre verpackt der Autor geschickt in diese Kriminalgeschichte und würzt sie mit einer wohl dosierten Prise Humor. So war das Lesen sehr angenehm.
Einen Wermutstropfen stellten für mich die sehr kurzen Kapitel von nur wenigen Seiten dar. So richtig konnte ich hiermit nicht anfreunden, auch weil sich mir der Grund hierfür nicht erschloss. Leider war mit einem Kapitelwechsel stets auch ein Wechsel des jeweiligen Handlungsortes verbunden. Zeitweise verwirrte mich dies doch etwas. Doch der Spannungskurve tat dies keinen Abbruch.
Insgesamt liefert Su Turhan mit „Kruzitürken" einen sehr kurzweiligen, humoristisch angehauchten Krimi, bei dem das Lesen und auch das Ermitteln einfach Spaß machen. Doch sollte man hier keinen blutrünstigen und fesselnden Krimi erwarten – vielmehr besticht dieser Roman durch Tiefgang sowohl bei den Charakteren als auch bei der Handlung. Wer also gute Krimi-Unterhaltung ohne viel Blut und Psycho sucht, dem sei dieser Roman wärmstens empfohlen!
© Rezension: 2015, Sandra
14. Januar 2015/ Taschenbuch/ 336 Seiten
ISBN: 978-3-426-51532-79