"Was tut man, wenn die Sorgen einfach nicht weggehen? Wenn nicht mal die Erde selbst sie noch aufnehmen kann?"
Ein kleiner Einblick in den Klappentext:
Dass es Dinge gibt, über die man in einer Familie nicht redet, ist ganz natürlich, findet Jewel. Oder vielleicht kommt einem das auch nur so vor, wenn man am selben Tag geboren wurde, an dem der ältere Bruder gestorben ist. Wenn man dann auch noch in einer Multikulti-Familie auf dem Land lebt, kann das Leben manchmal eine ganz schöne Herausforderung sein. An einem Tag im Sommer taucht plötzlich John auf und zum ersten Mal in ihrem Leben hat Jewel einen Freund. Als dann aber Jewels Vertrauen missbraucht wird, lernt sie, dass man über manche Dinge nicht schweigen darf.
(© Text- und Coverrechte: Magellan Verlag)
Meine Gedanken zu dem Buch:
Jewel ist grade zwölf Jahre alt geworden. Eigentlich sollte ihr Geburtstag ein schöner Tag sein, doch ist dieser Tag auch der Todestag ihres älteren Bruders. John, vom Großvater liebevoll Bird genannt, sprang mit fünf Jahren von einer Klippe, weil er fliegen wollte. Über diesen Tag wird in der Familie nicht gesprochen, Schweigen beherrscht den Alltag, der Großvater ist seitdem sogar verstummt. Jewels Geburtstag endet meist mit einem Besuch auf dem Friedhof.
Jewel hat diese Klippe mittlerweile zu ihrem Reich erklärt, fühlt sich dort mit der Erde verbunden – sie will Geologin werden -, weiß, dass an diesem Ort etwas ganz Besonderes ist. Dann lernt sie den Nachbarsjungen kennen, der die Sommerferien zu Besuch ist. Sein Name ist ebenfalls John, so wie ihr toter Bruder. Zufall? Oder ist dies etwa das Werk eines Duppys, eines dieser jamaikanischen Geister, die Großvater so sehr fürchtet? Jewel beschließt, dass es egal ist, denn schließlich hat sie endlich einen Freund gefunden. Die Beiden verbringen fortan jeden Tag miteinander und werden beste Freunde, verbindet sie doch das Gefühl in ihren Familien zweitrangig zu sein – John, weil er adoptiert ist und nun doch ein biologisches Kind kommt, Jewel im Schatten ihres toten Bruders. Doch als John ihr Vertrauen missbraucht, bricht Jewel nicht nur ihr eigenes Schweigen über ihre all die Jahre hin unterdrückten Gefühle, sondern zwingt auch ihre Eltern endlich deren Schweigen zu brechen und zu erzählen, was damals an dem verhängnisvollen Schicksalstag tatsächlich passiert ist.
Kurz & gut - mein persönliches Fazit
Ein wunderschöner Jugendroman. Manchmal nachdenklich, manchmal philosophisch, manchmal verträumt, manchmal lustig, manchmal traurig – so ziemlich jede Emotion wird abgedeckt. Sehr zart und gleichzeitig mit einer enormen Wucht geschrieben. Und dabei erinnert er den Leser daran, dass es oftmals die kleinen, meist nicht wahrgenommenen Dinge sind, die uns miteinander verbinden und zu unserem Glück beitragen.
© Rezension: 2014, Sebastian Herz
»Bird und ich und der Sommer, in dem ich fliegen lernte« - Crystal Chan - Magellan Verlag
Genre: Kinderbuch ab 11 Jahren
Juli 2014 / Hardcover, 308 Seiten
ISBN13: 978-3-7348-4703-5
[sebastian]