Plötzlich ist alles anders. Aber ist anders auch gut?
Ein Blick in den Klappentext:»Das Geld muss weg, das wird sonst schlecht"«, sagt Paula, die eine Erbschaft gemacht hat, und lädt ihre Freundinnen Almuth und Lilo zu einem Urlaub in die Schweiz ein -– denn wo kann man sein Geld besser verprassen? Gesagt, getan, Almuth kocht ihrem Gatten Günter für eine Woche sein Essen vor, packt die Wanderschuhe ein, und es kann losgehen! Doch angekommen im Hotel, will sich die erhoffte Fröhlichkeit bei den drei Damen nicht so recht einstellen. Paula liegt erfolglos auf der Lauer nach einem Urlaubsflirt, Lilo ist sowieso bekümmert, weil frisch verwitwet, und Almuth findet es merkwürdig, Günter nicht an ihrer Seite zu haben. Als sie aber am dritten Abend einen netten Mann kennenlernt, der genauso für Fußball brennt wie sie und auch noch Jens Lehmann heißt, ist alles plötzlich ganz anders ...Meine Gedanken zu dem Buch:Die Autorin Tanja Kokoska legt mit "Almuth spielt Auswärts" einen humorvollen und leicht zu lesenden Roman vor, der aber trotz seines Witzes auch eine subtile Ernsthaftigkeit aufweist. Das Frauen Trio Almuth, Paula und Lilo beschließen, einen Kurztrip in die Schweiz zu machen. Die Drei - alle in den Sechzigern, kochen gerne und lieben das Essen und wollen sich nach einem speziellen Kochkurs einfach mal die Schweizer Spezialitäten live ansehen und testen. Da Paula etwas geerbt hat, lädt sie ihre beiden Freundinnen auf diesen Kurztrip ohne Männer ein. Lilo ist seit einiger Zeit Witwe, Paulas Mann Dietrich mehr unterwegs als Zuhause und Almuths Günther... naja, Günther ist immer da. Die Beiden waren in über dreißig Jahren Ehe noch nicht getrennt und für Almuth fühlt es sich sehr komisch an, in den Zug Richtung Schweiz zu steigen. Ganz brave Hausfrau, hat sie auch ordentlich vorgekocht und eingefroren, damit Günther nicht überfordert ist.Mit dieser Reise in Schweiz kommen auch die Geschehnisse ins Rollen.Denn kaum weg von Zuhause, hat Almuth viel Zeit, über sich und ihr Leben mit Günther nachzudenken. Ein Leben, das gut funktioniert, gut eingespielt ist - so wie eine gute Fußballmannschaft. Jeder kennt seinen Pass, den er spielen muss, jeder weiß, wann er was zu tun hat. Alles Routine. So sehr, dass auch nicht mehr groß darüber geredet werden muss. Die Stille ist eingezogen ...Erzählt wird diese Geschichte aus Almuths Sicht in der dritten Person und so bekommt man als Leser auch viel Einblick in ihre Gedankenwelt. Als großer Fußballfan (was Günther auch überhaupt nicht verstehen kann) vergleicht sie gerne die Dinge ihres Lebens mit den Regeln des Fussballs. Und sie steht zu ihrem Hobby, ihrer Leidenschaft. Sie ist treuer Fan des FC Barcelona und findet es überhaupt nicht witzig, dass fussball-liebende Frauen immer noch belächelt werden. Ansonsten ist Almuth Hausfrau und lebt ihr Leben nach einem festen Spielplan.Ganz anders ihre Freundin Paula, die mit nichts hinterm Berg hält, redet wie ihr der Schnabel gewachsen ist und mit allen Männern flirtet, die nicht bei drei... ecetera pp.Laut, etwas burschikos und experimentierfreudig - so ganz das Gegenteil von Almuth.Und dann ist da noch Lilo, die neben ihren beiden Freundinnen eher unscheinbar wirkt. Ruhig, besonnen, eher schüchtern. Sie ist die Liebevolle im Bunde.Aber wohl gerade aufgrund ihrer Verschiedenheit ergänzen sich die drei prächtig.in der Schweiz wollen sie es sich mal so richtig gut gehen lassen, aber es kommt doch meist anders, als man es sich so vorstellt - und so sorgen Blasen an den Füßen, Alkohol, mangelnde Toiletten, Stimmungsschwankungen und Allergien doch für heftige Turbulenzen. Und als Almuth abends ihrer Leidenschaft nachgibt und in eine urige schweizer Kneipe geht um das angekündigte Länderspiel Deutschland - Schweiz zu sehen, trifft sie auf Jens Lehmann. Nein nicht DEN Jens Lehmann, aber zumindest seinen Namensvetter. Und nach einem gemeinsam verfolgten Fußballspiel verändert sich etwas in Almuth. Sie spürt ein lang vergessenes Gefühl in sich und sie beginnt, dieses Gefühl zu genießen - so wie auch den weiteren Abend mit Jens.Almuth stürzt sich in ein Abenteuer, dass ihre Lebensgeister zu wecken scheint.Am nächsten Tag ist für sie nichts mehr, wie es mal war...und sie beginnt, ihr Leben umzukrempeln!Die Autorin vermengt das Lustige mit dem Ernsten auf geschickte Weise und man muss doch immer wieder lächeln über die drei Charaktere und über ihre Erlebnisse. Ich persönlich hätte mir die Umfeldbeschreibungen in der Schweiz etwas ausführlicher gewünscht, dies kommt meines Erachtens etwas zu kurz. Hin und wieder trifft man auf etwas langgezogene Passagen und man muss darauf achten, diese nicht beiläufig zu überlesen. Aber die vielen Dialoge halten das Geschehen gut am Leben.Der Schreibstil ist einfach und unverblümt, schon fast ein wenig sachlich / aufgesetzt. Dennoch ließt sich der Roman sehr leicht und vor allem schnell. Die recht groß gewählte Schriftart lassen die 400 Seiten vom Gefühl her zusammenschrumpfen und so liest sich der Roman locker an einem Tag.Tanja Kokoska gibt ihren Lesern auf subtile Weise zu verstehen, dass man sich einfach mal trauen soll und Veränderungen zulassen soll. Und dass es überhaupt keine Rolle spielt, wie alt man ist. Wichtig ist das, was man fühlt. Man soll darauf hören, was einem das eigene Herz mitteilen möchte. Ganz nach dem Motto: Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum.Erwähnenswert ist aber auch noch das Käsekuchen-Rezept, dass passend zum Thema mit in die Geschichte integriert wurde. Und ein Blick hinter die Buchklappen lohnt sich allemal: Denn hier findet der Leser das Original Rezept für Schweizer "Fotzelschnitten" :-)Kurz & gut - mein persönliches FazitAnna Kokoska ist mit "Almuth spielt auswärts" ein humorvolles und unterhaltsames, kurzweiliges Debüt gelungen. Viele Dialoge, viel Witz und Humor und doch auch eine gewisse Ernsthaftigkeit - und das alles gewürzt mit einer ordentlichen Portion Fußball. Man sollte dem Fußball nicht komplett abgeneigt sein, da man sonst nach einer Weile etwas genervt sein könnte, denn für Almuth spielt dieser Sport schon eine große Rolle. Am manchen Stellen hätte ich mir einen etwas lebhafteren, fesselnderen Schreibstil gewünscht, aber alles in allem ist dieser Roman eine gute, schnell zu lesende Lektüre für den kuscheligen Sonntag-Nachmittag auf dem Sofa.© Rezension: 2013, Alexandra ZylenasÜber die Autorin:Tanja Kokoska, geboren 1971 in Frankfurt am Main, war nach Germanistik-Studium und Volontariat langjährige Redakteurin der Frankfurter Rundschau – zuletzt in den Ressorts Sport und Politik, und ist Autorin der Satireseite »Die Wahrheit« (taz). Seit Januar 2012 arbeitet sie als freischaffende Journalistin und Autorin. »Almuth spielt auswärts« ist ihr erster Roman.Wir freuen uns, dass Anna Kokoska am Stammtisch des Bücherkaffee's Platz genommen hat und wir ihr einige Antworten auf unsere Fragen entlocken durften.Hier geht es weiter zum Interview --> KLICK
Quelle Vita Autorin + Coverbild:© Website Pendo/Piper Verlag, mit freundlicher Genehmigung des Verlages.Buch Zitate: Die Seitenangaben befinden sich unter dem jeweiligen Zitat.© by Anna Kokoska
Labels: Beitrag von Alexandra, Piper Verlag, Rezension, Roman