Rezension | Schweigend steht der Wald | Wolfram Fleischhauer


Titel: Schweigend steht der WaldAutor: Wolfram FleischhauerVerlag: Droemer Knaur Verlag
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 02.09.2013
Ausstattung: Hardcover mit Schutzumschlag, 400 Seiten
ISBN13: 978-3-426-19854-4

Als es die Forststudentin Anja Grimm ausgerechnet in jene entlegene Gegend im Bayerischen Wald verschlägt, wo sie als kleines Mädchen mit ihren Eltern Urlaub gemacht hat, holt sie der Alptraum ihrer Kindheit ein: Kurz nach ihrer Ankunft wird im gleichen Waldstück, wo vor zwanzig Jahren ihr Vater spurlos verschwand, der geistig zurückgebliebene Xaver Leybach erhängt aufgefunden. Und dies soll nicht der einzige Todesfall bleiben, der durch Anjas Auftauchen ausgelöst wird.

Schon bald erregt Anja mit ihrem Verdacht, dass Xaver etwas über das Verschwinden ihres Vaters wusste, nicht nur bei den Dorfbewohnern Misstrauen und Feindseligkeit. Selbst die Polizei reagiert äußerst reserviert auf ihre Nachforschungen. Und als sichtbar wird, dass die junge Frau die Zeichen des Waldes lesen kann wie ein offenes Buch, steht eine furchtbare Entscheidung an …

Wolfram Fleischhauer gehört zu den renommierten deutschen Autoren, der schön viele Werke sehr erfolgreich veröffentlicht hat, unter anderem "Drei Minuten mit der Wirklichkeit", "Torso", "Die Frau mit den Regenhänden" uvm.

Nun ist im September diesen Jahres sein neuestes Werk "Schweigend steht der Wald" erschienen. Der Klappentext klang für mich sehr vielversprechend. Ich begann also mit dementsprechend hohen Erwartungen, dieses Buch zu lesen. Doch nach den ersten Seiten musste ich erst einmal schlucken, denn ich fand einfach keinen Zugang zur Geschichte. Die Forststudentin Anja Grimm ist für das Kartieren von Waldabschnitten verantwortlich und so nahm sich der Autor zu Beginn Zeit, etwas ausführlicher in die Fachthematik einzutauchen. Für meinen persönlichen Geschmack im ersten Moment etwas zu ausführlich...

Ich merkte, wie ich den Faden verlor und legte das Buch erst einmal beiseite. Ein paar Tage später sprach ich mit jemandem über dieses Buch und man bekniete mich quasi, unbedingt weiterzulesen, ich würde es nicht bereuen. Und so gab ich dem Buch eine zweite Chance und siehe da - diesmal passte es einfach! Fast augenblicklich war ich im Geschehen versunken und konnte mich diesmal auf die Story einlassen. Da ich mittlerweile mitbekommen habe, dass mehrere über den etwas langatmigen Einstieg stolperten, kann ich nur den Rat weitergeben: Unbedingt weiterlesen, es lohnt sich!  Einmal in der Geschichte drin, fiel es mir dann schwer, das Buch zur Seite zu legen. Die Spannung baute sich subtil, aber nun beständig auf und plötzlich streifte ich in Gedanken an der Seite von Anja Grimm durch die bayrischen Wälder nahe der tschechischen Grenze und begann das Rätselraten, was hier im Haingries verborgen liegt. Denn in diesem Wald verschwand damals Anjas Vater spurlos, als sie noch ein kleines Kind war und mit ihrem Eltern auf einem nahen Hof Urlaub machte. Anja, mittlerweile Erwachsen, konnte sich nie mit dem Verschwinden abfinden, der Verlust ihres Vaters nagte über die vielen Jahre an ihr und auch ihre Mutter leidet noch immer, mittlerweile schlimmer denn je und benötigt Pflege. Der Wald raubt Anja im wahrsten Sinne des Wortes den Atem, was sich in ihrem schweren Asthma bemerkbar macht - und doch kann sie ihm nicht Fernbleiben und selbst ihr Beruf treibt sie in den Wald. Es scheint wie ein Zwang für sie zu sein. Sie lernt, den Wald zu lesen und zu verstehen - nun möchte sie auch das Verschwinden ihres Vaters verstehen.

Und so landet sie wieder in diesen speziellen Waldabschnitten, dem Haingries. Irgendwas beunruhigt sie hier. Weshalb gibt es hier eine künstlich angelegte Lichtung? Warum weichen in einem bestimmten Sektor sie Bodenproben ab? Was verbirgt dieser Wald?

Und plötzlich steht sie in diesem Wald Xaver Leybach gegenüber. Und dieser bedroht sie mit einer Waffe! Sie erinnert sich, als Kind mit ihm gespielt zu haben. Damals schon seltsam, scheint er nun ein echter Waldschrat geworden zu sein, verrückt noch dazu. Doch er lässt von ihr ab und verschwindet plötzlich. Wenig später wird er Tod gefunden, ebenso wie seine Mutter. Was für eine schreckliche Familientragödie hat sich auf dem Leybach-Hof abgespielt? Anja ist geschockt und kann einfach nicht davon ablassen, sich damit zu beschäftigen. Als sie dann noch ehemalige Aufzeichnungen ihres Vaters findet, traut sie ihren Augen nicht. Hatte Xaver womöglich etwas mit dem Verschwinden ihres Vaters zu tun? Sie beginnt, eigenhändig Nachforschungen anzustellen. Sehr zum Leidwesen der Bürger und selbst der Polizei. Ein jeder scheint ihr Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Und dann ist da noch Lukas Gollas, der Neffe von Xaver, zu dem sich Anja ungewollt hingezogen fühlt, der ihr aber auch Kopfzerbrechen bereitet. Je tiefer Anja nachforscht, desto erschreckender werden ihre Entdeckungen. Und das nicht nur für Anja selbst, sondern auch für mich als Leser. Ungeahnte Wendungen, überraschende Neuigkeiten und schockierende Entdeckungen sorgen für ein spannungsreiches Lesen und ich beschäftigte mich sehr mit dem Gelesenen, machte mir Gedanken dazu.

Persönliches Fazit

Wie schon oben beschrieben, hatte ich etwas Einstiegsschwierigkeiten in das Buch und nun, nachdem ich es zugeschlagen habe, bin ich sehr froh, diese Schwierigkeiten überwunden und weitergelesen zu haben. Wolfram Fleischhauer konnte mich zuletzt mit diesem Roman völlig überzeugen und es viel mir sehr schwer, das Buch aus den Händen zu legen. Spannend, schockierend und sehr wichtig, was die Thematik betrifft. Überraschende Wendungen zogen mich in seinen Bann und zuletzt erzählt der Wald seine ganz eigene, deutsche Geschichte, die sehr zum Nachdenken anregt ...
Wer nach den ersten Seiten noch seine Bedenken hat, sollte diese über Bord werfen und unbedingt weiterlesen!

© Rezension: 2013, Alexandra Zylenas (az)

[alexandra]

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