"Man wiegt sich in Sicherheit, denkt, nichts könne einem etwas anhaben, so perfekt fühlt sich alles an, so wunderbar. Bis man sich plötzlich in einem Albtraum wiederfindet, der alles Vorstellbare übersteigt."
Seite 343
Meine Gedanken zu dem Buch:
"Mein Leben nebenan", der in Amerika unter dem Titel "My Life Next Door" erschien, ist das Debüt der Autorin Huntley Fitzpatrick, die selbst in Connecticut aufwuchs und deren Heimatort die Vorlage für den kleinen Küstenort "Stony Bay" diesen Jugendroman lieferte.
In typischer, schon fast klischeehafter Art präsentiert uns die Autorin das amerikanische Vorstadtleben. Dieses Klischee entspricht in vielerlei Hinsicht oft den Tatsachen und wer einmal die Möglichkeit hatte, durch einen solchen Vorort zu wandern, der wird vieles wieder bestätigt sehen. Akkurate Gärten treffen hier aufeinander, in denen penibelst genau die Blumen arrangiert werden und in denen nichts einfach herumliegt. Und plötzlich taucht in solch einem Vorort eine Familie wie die Garretts auf. Es zieht sozusagen das personifizierte Chaos in die Nachbarschaft. Das sorgt für viel Gesprächsstoff, leider oft in die ablehnende Richtung. Viele Kinder hinterlassen viele Spielsachen und machen viel Krach - und wenn die Kinder dann zu Jugendlichen heranwachsen, folgen Dinge wie Motorräder und Autos, die in Hofeinfahrten repariert werden. Das Vorort-Image bekommt Kratzer.
Ich muss sagen, der Autorin ist es wunderbar gelungen, dieses zum Teil sehr vorurteilbehaftete Bild einzufangen und zu vermitteln.Denn nur, weil eine Familie beschließt, ihre eigenen Regeln aufzustellen und ihr Leben lieber farbenfroher und fröhlicher zu gestalten, ist das kein Grund, sie als "abartig" anzusehen.
Es gefällt mir gut, diese Thematik in einem Jugendbuch aufgegriffen zu sehen, denn hier wird den jungen Lesern eine wichtige Botschaft vermittelt. Samantha lebt quasi in beiden Welten, weil sie es zulässt, einen Blick "über den Tellerrand" zu werfen. So lernt sie plötzlich Dinge im Leben, die auf ihre Weise auch Bedeutung haben, die das Leben lebens- und liebenswerter machen.
Samantha ist sehr wohlerzogen, freundlich, sehr ordentlich, immer pünktlich und wirkt schon fast sehr tugendhaft. Sie weiß, was recht und Unrecht ist und sie tut alles dafür, auf dem rechten Weg zu bleiben. Kein Alkohol. Keine wilden Partys, keine Drogen. Man könnte behaupten, sie ist so akkurat wie der Vorgarten ihrer Mutter.
Aber die Familie Garrett bahnt sich quasi einen Weg in ihr Herz und dieses Akkurate fängt an, von ihr abzubröckeln. Sie öffnet sich und lässt auch andere Denkweisen zu. Das Erlebnis ihrer ersten großen Liebe wird auf sehr schöne und berührende Weise dargestellt und junge Leser können sich hier sicher wunderbar identifizieren. Fast erscheint es ein wenig zu perfekt, aber ich betrachte es eher als "typisch amerikanisch".
Aber dieser Roman, der sich so unglaublich leicht und flüssig lesen lässt, bietet mehr als nur einen heißen Sommer, eine liebevolle Romanze. Nein, hier steckt mehr in der Geschichte, die dem Perfekten die Stirn bietet. Denn es passieren Dinge, die alles durcheinander werfen. Darüber möchte ich aber nichts verraten. Aber nach dem Zuschlagen des Buches macht man sich eine Weile lang Gedanken über die vielen kleinen Botschaften, die die Autorin in der Geschichte versteckt hat und die ganz subtil vom Leser aufgenommen werden.
Kurz & gut - mein persönliches Fazit
Ich empfinde
"Mein Sommer nebenan" als ein sehr gelungenes Debüt der Autorin Huntley Fitzpatrick. Eine sehr leichte, sommerliche Liebesgeschichte für junge Leser ab 12 Jahren, die mehr aufzuweisen hat, als es im ersten Moment den Anschein hat. Freundschaft, Familie und die erste Liebe sind Thema dieses Buches - aber auch Vorurteile, Ignoranz bis hin zur Besessenheit geben dem Buch genügend Stoff zum Nachdenken. Ein wirklich schöner Roman für junge LeserInnen, die sich gerne vom "Sommer der ersten Liebe" verzaubern lassen. Die perfekte Lektüre für den nächsten Urlaub oder für heiße Tage im Garten mit den besten Freundinnen.
© Rezension: Alexandra Zylenas
[alexandra]