Rezension: Meltworld Shanghai

Meltworld Shanghai
Von: Matthias Matting

Verlag: AO Edition München
Genre: Fantasy, Urban Fantasy
Empfohlenes Alter: ab 14 Jahre
Erscheinungsdatum: Dezember 2012
Ausstattung: Taschenbuch, 322 Seiten
ISBN13: 978-1481072113

Warum nur verkürzen sich die Schatten in Shanghai?  

... das beschäftigt die 16-jährige Hannah Harlof, die erst kürzlich mit ihrer Familie aus Berlin in das für sie so fremde Shanghai gezogen ist. Weit weg von ihren alten Freunden, die sie sicherlich schnell vergessen werden, gibt sich Hannah frustriert ihrem Schicksal hin. Freunde findet sie schwer in ihrer neuen Schule in Pudong, sie sucht auch nicht danach. Sie ist lieber allein für sich, erkundet die Stadt und die Französische Konzession, in der sie lebt und streift durch den Fuxing Park.

Sie hat ein Auge für Details und betrachtet das Shanghaier Leben genau. So bleiben ihr diverse Veränderungen nicht verborgen. Die Schatten verändern ihre Form, die Gewalt der Menschen nimmt zu und ungewöhnlich viele Schwarze Schmetterlinge fliegen umher, worüber sie auch immer wieder bei Facebook postet. Hannah's Vater kann ihr einen Ferienjob in der Zikawei-Bibliothek - eine Anlaufstelle für Studenten und Wissenschafler - besorgen, den sie gerne annimmt. Hier lernt sie Hiro kennen ehe sie sich versieht, wird sie tief in den Strudel der seltsamen Geschehnisse mit hineingezogen. Die Stadt befindet sich in einer großen Gefahr und Hier benötigt ihre Hilfe. Wird sie, Hannah, das schaffen, was von ihr verlangt wird?

"Würde sie verhindern können, sich selbst zu verlieren an diese andere Seele, die ihr so vertraut vorkam und doch so fremd war?"Seite 148

Handlung & Charaktere:

Matthias Matting hat mit "Meltworld Shanghai" sein Debüt im Romanbereich vorgelegt und dieses Debüt auch wirklich hervorragend gemeistert. "Meltword Shanghai" siedelt sich im Genre Urban Fantasy an und sorgt durch seine erfrischend neuen Ideen für wahren Lesespass. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, es erwarten den Leser eine einfache Satzbildung ohne Verschachtelungen. Die Sprache ist frisch und leicht jugendlich gehalten und ermöglicht so auch den jungen Lesern ein angenehmes und verständliches Lesen.

Der Titel des Buches ist hervorragend gewählt, spiegelt es doch genau wider, was im Shanghai dieser Geschichte gerade vor sich geht. Eine pulsierende Stadt voller Energie und Leben, und auch voller Hektik und Stress. Nur wenige nehmen bewusst die Veränderungen war, die sich schleichend ausbreiten, sich wie ein dunkler Vorhang über die Stadt legen.

Hannah gehört zu diesen Wenigen. Sie hat ein Auge für diese Dinge, da sie von Natur aus sehr gerne beobachtet. Dies spricht auch für ihr liebstes Hobby, das Zeichnen. Sie beobachtet und zeichnet, was sie sieht. Hannah's Charakter ist sehr schön dargestellt. Sie erscheint sehr sympathisch, aber sie ist auch sehr zurückhaltend. Sie ist lieber allein, hängt ihren Gedanken nach. Ihre Schüchternheit lässt es auch nicht zu, auf andere Personen zuzugehen oder gar Fremde anzusprechen. Auch ist sie kein Freund von unnötigem Small Talk. Doch in der Anonymität der Social Networks traut sie sich, die Missstände, die sie in dieser Stadt beobachten kann, auf ihrer Facebook-Pinnwand zu posten.

Sehr gelungen ist hier übrigens, dass diese Facebook-Seite tatsächlich existiert und hier in der Tat immer wieder Links zu tatsächlichen Geschehnissen, zu aktuellen Nachrichten in Shanghai nachgelesen werden können, die dann - durchzogen mit Fantasyelementen - in die Geschichte "Meltworld Shanghai" mit eingearbeitet wurden. Ein Besuch von Hannah's Seite lohnt sich auf jeden Fall. Links dazu sind auch immer wieder in die Geschichte mit eingearbeitet.

Erzählt wird die Geschichte immer im Wechsel aus der Sicht von acht verschiedenen Charakteren in der dritten Person. So erhält man einen großen, weitschweifigen Einblick in die Geschehnisse, man erlebt die Geschichte aus den verschiedensten Blickwinkeln - und genau dies macht den großen Reiz dieses Romans aus. Viele Meinungen, viele Perspektiven und unterschiedliche Gedanken und Gefühle verschmelzen zuletzt zu einer gemeinsamen Sache. Als Leser wird man so tief in die Geschehnisse mit hineingezogen und man rätselt mit, was hier gerade passiert. Nachdem sich nach und nach der Vorhang lüftet, stellt man dann sogar noch rückwirkend das ein oder andere fest, dass hervorragend in das nun gelöste Puzzle passt.

"ES lebte nicht, und ES war nicht tot. Nur was lebte, hatte Vergangenheit und Zukunft, und ES sehnte sich nach beidem. ES brauchte eine Hülle."Seite 13

Herr Matting hat den Fokus auf die Hauptcharaktere gelegt und so erscheinen manch andere, wie zum Beispiel Hannahs Eltern etwas blass und oberflächlich. So muss man sich doch wundern, wie locker die Eltern die Tatsache hinnehmen, dass ihre Tochter nun mit einem Dämon zusammen ist. Ebenso hat auch Hannah selbst dies etwas zu locker aufgenommen und beinahe als selbstverständlich abgetan. Dieser Part hätte besser und nervenkitzelnder ausgearbeitet werden können. Gelungen wiederum sind die tollen Skizzierungen / Illustrationen der Grafikerin Sidnei Marquez, die sich durch das Buch ziehen. Sie beleben die Geschichte ungemein und spiegeln hervorragend Hannahs liebstes Hobby, dem Zeichnen, wider.

Mein persönliches Fazit :

Da auch ich, wie auch einige andere Lesebegeisterte, schon vor Erscheinen dieses Buches mit Hannah in Kontakt gekommen bin, war ich sehr neugierig auf dieses Buch. Auch ich habe Postkarten von Hannah aus Shanghai bekommen und habe neugierig ihren Facebook-Account verfolgt. An dieser Stelle möchte ich nochmals erwähnen, dass dies eine wirklich gelungene Aktion war, die mir viel Freude bereitete. Diese Ungewissheit, als die erste Karte kam, das Grübeln mit anderen Betroffenen bei Facebook, bis man dann plötzlich klar sah - das war schon gut aufgezogen. Mit hat das Buch wirklich große Lesefreude bereitet, was mich über den oben beschriebenen Mangel etwas hinwegblicken lässt. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und fand des Aufbau, die Idee der Geschichte sehr spannend. Ich bin eingetaucht in die Welt von Hannah Harlof, bin mit ihr zusammen auf eine fantastische Reise nach Shanghai gegangen und in zwei verschiedene Welten eingetaucht.

© Rezension: Alexandra

Über den Autor:
Matthias Matting, geboren 1966. Autor und Journalist. Erste Veröffentlichungen noch in der Schulzeit. Nach dem Studium dann der folgerichtige Schritt in den Journalismus. Unter verschiedenen Pen-Names erfolgreiche Veröffentlichungen im Belletristik-Bereich. Für sein Reportage- und Foto-Buch "Reise nach Fukushima" erhielt Matting den 2011 erstmals ausgeschriebenen Buchpreis "derneuebuchpreis.de" in der Kategorie Sachbuch. Für "Meltworld Shanghai" hat der Autor mehrmals in der chinesischen Metropole recherchiert. Alle Schauplätze existieren tatsächlich – die Handlung ist allerdings frei erfunden.

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