Im Gespräch mit Autorin Lilli Beck


Zuerst natürlich einmal ein "Herzliches Willkommen und vielen Dank für Deinen Besuch im Bücherkaffee und dass Du Dir Zeit nimmst, meine Fragen zu beantworten.

Ich bedanke mich für die Einladung und freue mich sehr auf unser Gespräch.

Gleich einmal eine neugierige Frage vorab:
Mit welchem Getränk kann man Dir größere Freude bereiten? Kaffee oder Tee? Lieber gemütliches Straßencafe oder doch eher würzig-duftendes Teehaus?

Morgens trinke ich schwarzen Tee. Nach dem Essen gerne Espresso. Und wenn ich mich mit Freundinnen treffe, dann im Café/Straßencafé auf eine Latte Macchiato.

Stell Dich doch bitte kurz den Lesern vor. Wer ist Lilli Beck?

Sehr gerne: Mein Name ist Lilli Beck, ich wurde 1950 in Weiden/Oberpfalz geboren, wo ich auch aufwuchs. Ich würde mich selbst als ehrgeizige und versponnene Chaotin bezeichnen. Meine Ziele fest im Blick, schlängle ich mich mehr oder weniger erfolgreich an den Hindernissen des täglichen Lebens vorbei. Meine liebste Jahreszeit ist der Herbst. Würde ich woanders leben wollen, dann unbedingt in England. Ich bin nie mit meiner Frisur zufrieden, koche leidenschaftlich gerne und liebe es, aus dem Fenster zu schauen und vor mich hinzuträumen.

Wie bist Du zum Schreiben gekommen und seit wann schreibst Du?

Schreiben im tatsächlichen Sinne, seit der 1. Schulklasse *lach ... Literarisch gesehen seit den 1970er Jahren, während meiner 10jährigen Modelzeit, als ich sehr viel auf Reisen war. Später habe ich durch die Schauspielerei intensiv mit Texten gearbeitet und begonnen, ganz bewusst eigene Geschichten zu verfassen. Meine erste Veröffentlichung war 2002 ein Kurzkrimi, dem noch einige folgten und 2008 dann mein erster veröffentlichter Roman.

Wer oder was beeinflusste Dich in der Wahl deines Berufes als Autorin?

Nachdem ich festgestellt habe, wie viel Vergnügen es macht, Geschichten zu erfinden, gab es für mich nur noch ein Ziel: Autorin.

Du kannst auf ein sehr ereignisreiches Arbeitsleben zurückblicken. Unter anderem warst du als erfolgreiches Modell tätig (u.a. für Zeitschriften wie BRIGTTE, warst die Pirelli-Kühlerfigur der 70er Jahre, Covergirl auf der LP "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz" von Marius Müller-Westernhagen und vieles mehr!) und warst unter anderem als Schauspielerin bei Film und Fernsehen tätig.
Vermisst Du heute diese Tätigkeiten? Welche Anekdote aus dieser Zeit fällt Dir spontan ein?


Ein ganz entschiedenes Nein zu Deiner ersten Frage. Diese Glamourwelten sind ein sehr, sehr hartes Pflaster. Und nur die wenigsten erreichen die Spitze und können davon leben. Besonders die Modebranche hat sich sehr zum Nachteil verändert. Wenn ich diese Magermodels sehe, kommen mir die Tränen.
Lustig war ein Wäsche-Shooting für die Firma Triumph. Es muss in den 1970er Jahren gewesen sein, als es noch keine digitale Bildbearbeitung gab. Es war Januar, eiskalt und überall lag Schnee. Der Fotograf kam auf die supertolle Idee, im Englischen Garten zu fotografieren. Im Schnee! Er versprach, selbst auch in der Badehose hinter der Kamera zu stehen, um zu spüren, wann es zu kalt wäre. Was er dann auch getan hat.

Der Weg von einer Idee zum fertigen Manuskript:
Wie sieht dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest du das Schreiben?


Mit einem Wort: Chaotisch!
Als ehrgeiziger, zielstrebiger Mensch stehe ich zwar jeden Morgen ca. um 8 Uhr auf, und meistens habe ich am Vorabend eine Liste mit anstehenden Erledigungen geschrieben. Aber beim Durchlesen beginnt dann das Chaos: Müssen die Bücherregale unbedingt abgestaubt werden? Ist die Bügelwäsche wirklich so dringend? Kann ich das verschieben, und wenn ja, wie lange? Oder vielleicht ganz streichen? Um diesen Entscheidungen aus dem Weg zu gehen, beginne ich mit einem Lauf durch den Park, bei schlechtem Wetter mit Yoga. Nach der Dusche geht's dann an den Schreibtisch, Mails checken/beantworten, Telefonate erledigen. Auch bei Facebook muss ich auf meiner Autorenseite vorbeischauen und meistens poste ich etwas. Dabei trinke ich eine Kanne schwarzen Tee. Anschließend wird die Erledigungsliste abgearbeitet: Arzt- und andere Termine (lege ich gerne auf den Vormittag) Einkäufe (nur wenn der Kühlschrank leer ist), Bücherei (immer zum allerletzten Rückgabetermin) usw. Wieder zu Hause gibt es ein spätes Frühstück. Anschließend lese ich das am Vortag geschrieben noch einmal durch. Meistens habe ich mir Notizen gemacht, wie die Geschichte weitergeht. Zwischendrin zwei Espressi. Gegen 17 Uhr begebe ich mich in die Küche, um eine Mahlzeit zuzubereiten. Gelingt die so, wie ich sie mir vorstelle, wird sie fotografiert und auf Facebook gepostet. Nach dem Essen arbeite ich weiter, manchmal bis spät in die Nacht.

Hast Du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen?

Irgend jemand hat mal gesagt: "Schreibblockaden muss man sich leisten können! "
Ich persönlich halte Schreibblockaden für Ausreden. Natürlich gibt es Tage, an denen es mal nicht so gut läuft. Dann diszipliniere ich mich, lese das Geschriebene vom Vortag noch mal durch und meistens schaffe ich dann doch noch ein, zwei Seiten.

Folgst Du bestimmten Ritualen im Schreib-Alltag? (z.B. eine Lieblingstasse, die IMMER neben dem PC stehen muss, etc.)

Wie schon erwähnt, starte ich nach Möglichkeit um 9 Uhr mit einer Kanne schwarzen Tee. Und neben dem Laptop steht mein Glücksbringer Henry, ein kleiner Gartzwerg, der mit Strasssteinen besetzt ist.

Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches?
Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder haben sie auch ab und an mit realen Personen in Deinem Leben zu tun?

Meine Protagonisten entstehen parallel zu den Geschichten. Der rote Faden für die Story ist untrennbar mit der Figur verbunden und beides entwickelt sich miteinander. Alle Figuren sind fiktiv, manchmal tragen sie Charakterzüge von mir oder auch von Freunden. Doch ich verwende niemals Namen von Bekannten, Freunden oder Familienmitgliedern.

Was bereitet Dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches?

Keines von beiden, da ich erst ein Exposé erarbeite. Wichtig ist mir der erste Satz, doch der ist bisher jedes Mal beim Exposé schreiben eingefallen. Manchmal habe ich Probleme, meine Figuren zu "bekleiden". Um private Vorlieben zu vermeiden, blättere ich dann in Modezeitschriften und suche mir passende Looks raus.

Welchen Einfluss hast Du als Autorin auf den Buchtitel und auf die Covergestaltung Deines Buches?

Zum Buchtitel reiche ich Vorschläge ein. Der Titel meines ersten Romans „Reich heiraten“ stand im Exposé und wurde vom Verlag „rausgelesen“. Alle anderen Titel waren bisher Vorschläge der Verlage, wie auch die Buchcover, denen ich dann zustimme.

 Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten?

Heitere Romane und Krimis, die aber eher von der unblutigen, lustigen Sorte.

Mit welcher literarischen Figur würdest Du gerne einmal einen Tag verbringen?

Betty Singer aus meinem ersten Roman. Betty ist ziemlich unkonventionell, abenteuerlustig und zu allem bereit.

Buchmessen und Lesungen, vor allem LiveStream-Lesungen werden immer beliebter. Auf welcher Buchmesse werden wir Dich als Nächstes treffen können? Führst Du gerne Öffentlichkeitsarbeit / Lesungen oder ist das Lampenfieber groß?

Im August/September 2012 gab es bei LOVELYBOOKS eine Leserunde zu „Liebe auf den letzten Blick“.
Und dieses Jahr werde ich auf der Buchmesse sein, allerdings nur, um meine Agentin und beide Verlage zu besuchen. Lampenfieber kenn ich nicht, was daran liegt, dass ich jahrelang als Model und Schauspielerin vor der Kamera stand. Außerdem bereite ich mich gründlich vor. Das heißt, ich studiere den Text laut-lesend ein. Ich höre mich dabei selbst zu und kennzeichne dann die Stellen, wo ich atmen muss, die Stimme hebe oder senke möchte. Meiner Meinung nach genügt es nicht, den Text einfach nur vorzulesen, das kann der Leser auch selbst, man muss die Geschichte „vorspielen“.

Da ich selbst blogge, interessiert mich dies besonders:
Dank der Social Networks ist der Kontakt zwischen Autorin und deren Fans viel intensiver geworden. Fluch oder Segen?Wie stehst Du persönlich dazu?

Ein Sprichwort sagt: "Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit."
Dabei sein ist also die Parole. Aber meiner Meinung nach ist es Fluch UND Segen. Einerseits ist es faszinierend, wem man online begegnet, u.a. den netten Bloggerinnen vom Bücherkaffee, und ein Segen, sich als Autorin präsentieren zu können. Andererseits kostet es enorm viel Zeit, „Beziehungen“ aufzubauen. Zeit, die ich eigentlich zum Schreiben benötige. Ein Roman schreibt sich ja nicht in ein paar Tagen. Deshalb betreibe ich auch NUR eine Facebook-Autoren-Seite, um mit meinen Lesern in Kontakt zu treten und „dabei“ zu sein. Dazu noch eine Rezepte-Seite, weil ich leidenschaftlich gerne koche.

Weitere Bücher erscheinen unter dem weiteren Pseudonym „Mira Becker“

Mira Becker hält für ihre Leser Chick-Lit-Romane wie zum Beispiel „Couchgeflüster“ bereit. Lilli Beck verbindet man sofort mit den Romanen „Chili & Schokolade“ oder „Sie haben sich aber gut gehalten!“ oder aber auch „Reich heiraten“

Warum mehrere Pseudonyme?

Die Frage müsstest Du eigentlich den Verlagen stellen. Mein richtiger Name ist Lilli Beck, unter dem ich meinen ersten Roman veröffentlicht habe. Der Rowohlt-Verlag wollte dann für „Couchgeflüster“ ein Pseudonym, da sich die Geschichte um eine jüngere Protagonistin dreht und damit eine jüngere Zielgruppe erreicht werden sollte. Das mag einleuchten, doch ich verstehe es trotzdem nicht und finde es kontraproduktiv. Kein Schauspieler wechselt seinen Namen, nur weil er mal in einem Krimi, dann in einer Komödie oder in einem Drama mitspielt.

Typische Chick-Lit-Protagonistinnen sind in der Regel zwischen 28 und knapp 40 Jahre alt. Deine Protagonisten zumeist 50 +
Auch wagst du immer einen gelungenen Generationen-Mix. Was genau macht für dich den Reiz aus, Romane zu schreiben, deren Protagonisten der älteren Generation angehören?

Da ich 1950 geboren bin und damit zur Zielgruppe gehöre, lag es nahe, meine Figuren ähnlich „alt“ sein zu lassen. Und während meiner Zeit als Visagistin war ich ständig mit jungen Menschen zusammen. Ich habe auch jüngere Freunde, da ergab es sich zwangsläufig darüber zu schreiben. Ich finde, wer auch mit 50+ noch aktiv am Leben teilnimmt, der hat nicht nur mit Oldies zu tun.

Deine WG-Mitbewohner könnten in ihrer Charakteristik kaum unterschiedlicher sein - und harmonieren wahrscheinlich gerade aus diesem Grund so gut miteinander. Wenn du in eine "Oldie-WG" einziehen würdest ( was du ja laut deiner Aussage auch einmal vorhast ), welche Eigenschaften oder Eigenheiten würdest du mit in die Runde bringen? 

Oder identifizierst du dich eventuell schon mit einem der Mädels Amelie, Irma oder Mathilde?
LB: Am ehesten mit Mathilde, da ich ziemlich sparsam bin. Aber in mir steckt auch ein bisschen was von der durchgeknallten Amelie und das kreative Friseur-Talent von Irma. Wie oben schon erwähnt, habe ich viele Jahre als Visagistin und Hair-Stylistin gearbeitet, hatte einen guten Ruf und viel zu tun. Meine WG-Mitglieder würden sich also schon mal den Friseur sparen :-)

Das Thema "Oldie-WG" ist wirklich toll und ich finde, es sollte viel mehr umgesetzt werden im wahren Leben.Wie bist du auf diese Idee gekommen? Was oder wer hat dich dazu inspiriert, als Handlungsort deines Romans eine WG zu wählen? 

Vielen Dank, freut mich, dass es Dir gefällt. Ich kenne das WG-Leben ja bereits aus eigener Erfahrung. In den 70-ern habe ich einige Jahre so gelebt. Damals hieß das aber noch Kommune und es war ein ständiges Ein- und Ausziehen.

Als treuer Fan deiner Facebookseite konnte ich auch feststellen, dass du leidenschaftlich gerne kochst und auch für diese Leidenschaft eine separate Seite eröffnet hast, in der du deine leckeren Rezeptkreationen veröffentlichst und mit deinen Fans teilst. Hättest du kein Interesse daran, ein Kochbuch zu schreiben ?

Oh ja, ein veganes Kochbuch steht auf meiner Wunschliste, denn ich halte die alte Hippie-Fahne immer noch hoch und bin davon überzeugt, dass wir den Hunger in der Welt mit weniger Fleischverzehr bekämpfen können. Allerdings glaube ich nicht, dass die Verlage an einer Hobby-Köchin interessiert sind. Soweit ich das in den Buchhandlungen beobachten kann, werden vor allem Kochbücher von Sterneköchen, Schauspieler oder anderen prominenten Zeitgenossen verlegt.

An welchem neuen Buchprojekt arbeitest du gerade? Auf was dürfen wir und als nächstes freuen? Kannst Du den Lesern schon etwas vorab verraten?

Es wird wieder eine Oldie-Story, um drei Freundinnen, die eine Partnerschafts-Agentur nur für Oldies gründen. Der Titel lautet: Liebe verlernt man nicht. Es wird vermutlich im Sommer 2013 erscheinen.
Was macht Lilli Beck, wenn sie gerade nicht hinter dem Schreibtisch sitzt? 

Och, lauter ganz normale Sachen: Kochen, Yoga, Spazieren gehen, Walken, Tivi gucken, Kino, Freunde treffen, auf Flohmärkten stöbern, shoppen, lesen, schlafen, essen, langweilige Hausarbeit, telefonieren ...

Wer oder was macht Dich besonders glücklich?

Wenn es meiner Familie gut geht und lachen über mich selbst, über lustige Situationen, Filme und, und, und ...

Verrätst Du uns Dein ganz persönliches Rezept für gute Laune?


Ich hab immer richtig viel Spaß beim Schreiben. Für alle Nichtschreibenden: Ein lustiges Buch lesen. Da kann ich meine empfehlen!


Interview © 2012 Alexandra Zylenas | buecherkaffee.de



Wer mehr über die Autorin erfahren möchte, kann dies unter folgenden Links oder auf ihrer Hompage tun:




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