Rezension | Ein geschenkter Tag | Anna Gavalda

Ein geschenkter Tagvon Anna Gavalda
Verlag: Fischer Taschenbuch VerlagRoman
Aus dem Französischen von Ina Kronenberger
Originaltitel: L`Échappée belle
Ausstattung:160 Seiten, Broschur
ISBN 978-3-596-18986-1


Garance, ihre Schwester Lola und ihre zwei Brüder Simon und Vincent sind auf eine Hochzeit der Verwandtschaft eingeladen. Garance freut sich auf das Zusammentreffen der Geschwister.
Als sie jedoch zu Ihrem Bruder und dessen Frau Carine ins Auto steigt, wird diese Freude schnell getrübt, denn Carine zeigt sich wieder von ihrer altbekannten nörglerischen Seite. Die Fahrt wird zur nervlichen Zerreissprobe.
Auf der Hochzeit angekommen, offenbart ihnen die Mutter, dass Vincent es aufgrund der Arbeit nicht schaffen würde. Für Simon bricht beinahe eine Welt zusammen, hat er sich so auf das Wiedersehen mit seinem Bruder gefreut.
Kurz vor Beginn der Trauung beschließen Garance, Lola und Simon spontan, Vincent zu besuchen. Sie stehlen sich heimlich davon und machen sich auf den Weg. Die Geschwister folgen dem inneren Drang der Gemeinsamkeit. Sie möchten noch einmal ein Tag erleben wie früher, ein Tag ihrer Kindheit soll sich wiederholen...frei von allem, ein geschenkter Tag...

Anna Gavalda hat mit diesem Roman "Ein geschenkter Tag" ein kleines, aber feines Stück bezaubernder Literatur erschaffen.
Sie schafft es, den Leser auf eine stimmungsvolle Reise mitzunehmen und ihm zwar nicht einen ganzen Tag lang, aber immerhin einige wunderschöne Lesestunden zu schenken.
Wir dürfen die Geschwister auf ihrer Fahrt in den freien Tag begleiten, ein Tag voller Unbeschwertheit, ohne Verpflichtungen, Termine oder Telefone. Ein Tag, wie sie ihr seit ihrer gemeinsamen Kindheit nicht mehr erlebt hatten.
Auf dem Weg des Erwachsen- und Älterwerdens habe sie es geschafft, sich einen solchen Tag zu schenken, sozusagen als ein Abschiednehmen von der eigenen Kindheit.

Ein Roman voller Leichtigkeit, der einen auf davonträgt wie ein Schmetterling im Wind, alles andere verblasst, der Kopf wird frei. Schöne Gedanken und Träumereien gewinnen die Oberhand. Die Ich-Erzählerin Garance wird von der Autorin sehr schön herausgearbeitet. Wir dürfen an ihren oft ironischen und auch manchmal melancholischen Gedanken und Träumereien über die Vergangenheit und das Jetzt teilhaben. Ihr Witz und ihre Ironie begeistern und sorgen immer wieder für beschwingte Lesemomente. Man kann richtig mit ihr mitfühlen. Die einzelnen Charaktere der Geschwister werden sehr authentisch und liebevoll dargestellt. Gerade die Darbietungen der Schwägerin Carine und die dazugehörigen Gedanken von Garance sorgen immer wieder für Schmunzler.
Der Schreibstil ist wunderbar leicht und sehr angenehm zu lesen. Dem Leser wird so viel mit so wenig Worten ermittelt. Kurze Sätze, teilweise nur aus drei bis vier Wörter bestehend und doch so aussagekräftig.Und dann im Gegensatz wieder beinahe endlose Sätze, die die Gefühle der Geschwister widerspiegeln.

Persönliches Fazit: 

Gerade mal 149 Seiten lang ist das Taschenbuch, man liest es am Stück und schlägt es zuletzt mit einer unglaublichen Beschwingtheit zu, die Seinesgleichen sucht.
Ich war von der ersten Seite weg völlig begeistert, für mich ein wahrliches Lesevergnügen. Ich habe das Buch gelesen, zugeschlagen .... und noch lange gelächelt!
Ein "Hochkaräter" der definitiv in jedes Buchregal gehört und wunderbar an Freunde und Familie verschenkt werden kann.

2012, Alexandra Zylenas

[alexandra] 

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